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Äusserungen zu Russland Der Zickzackkurs des Donald Trump

  • Donald Trumps Äusserungen am Gipfeltreffen mit Wladimir Putin stiessen in den letzten Tagen zahlreiche Kritiker und seine eigenen Geheimdienste vor den Kopf.
  • Es folgten zwei Rückzieher: Erst behauptete Trump, eine Aussage zur Einmischung Russlands in die US-Wahlen sei ein grosses Missverständnis gewesen.
  • Am nächsten Tag versuchte das Weisse Haus eine weitere Äusserung Trumps zu relativieren.
  • Trotz anhaltender Kritik will Trump den russischen Staatspräsidenten im Herbst in Washington treffen.

In der Kontroverse um seine widersprüchlichen Russland-Äusserungen schiesst der US-Präsident nun erneut gegen die sogenannten «Fake News Media»: Sie brächten Beiträge über ihn, die keine Quellen oder Belege enthielten. «Viele Beiträge sind reine Fiktion», twitterte er.

Trump hat nach dem Gipfeltreffen mit Putin am Montag in Helsinki selbst mit widersprüchlichen Aussagen, Dementi, Klarstellungen und einem Zickzackkurs die Kontroverse befeuert.

Gestern sagte der US-Präsident, er habe vorgestern das Gegenteil von dem sagen wollen, was er tatsächlich gesagt hat. Heute nun sagt das Weisse Haus, was der Präsident heute sagt, sei einfach so dahingesagt.
Autor: Arthur Honegger SRF-Moderator

Als ein Journalist fragte, ob er glaube, dass sich Russland weiterhin in den US-Wahlkampf einmische, sagte Trump «Nein» und schüttelte den Kopf. Wenige Stunden später erklärte die Sprecherin des Weissen Hauses, der Präsident habe mit seinem «Nein» nicht die Frage des Journalisten beantwortet. Oder wie es «10vor10»-Moderator Arthur Honegger zusammenfasst: «Gestern sagte der US-Präsident, er habe vorgestern das Gegenteil von dem sagen wollen, was er tatsächlich gesagt hat. Heute nun sagt das Weisse Haus, was der Präsident heute sagt, sei einfach so dahingesagt.»

Zuvor hatte Trump bei der Medienkonferenz in Helsinki öffentlich die Erkenntnisse der US-Geheimdienste angezweifelt, dass sich Russland in die US-Wahlen 2016 eingemischt habe. Der US-Präsident war dafür in den USA über Parteigrenzen hinweg heftig angegangen worden, das Medienecho war gross, selbst aus der eigenen Partei kam Druck auf.

Auch hier ruderte er zurück und sagte, er habe sich versprochen. Statt «Ich sehe keinen Grund, warum es Russland wäre» habe er gemeint: «Ich sehe keinen Grund, warum es nicht Russland wäre».

Trump-Kritiker sieht Rückzieher als Schwäche

Der denkwürdige Rückzieher kam gemäss Demokrat Chuck Schumer 24 Stunden zu spät. «Wenn der Präsident Putin nicht direkt sagen kann, dass er Unrecht hat und wir Recht und dass unsere Geheimdienste Recht haben, ist es ineffektiv und schlimmer, ein weiteres Zeichen der Schwäche», sagte der Oppositionsführer im US-Senat.

Ein viel beachteter Tweet wirft Donald Trump zudem vor, unter anderem die Medien, Obama, Clinton, die Klima-Wissenschaftler oder die Geheimdienste als Lügner zu bezichtigen. Bei Putin schlage er dann aber einen sanften Ton an.

Der russische Staatschef Wladimir Putin hat das Gipfeltreffen mit Trump indes als Erfolg gewertet und Kritik aus den USA zurückgewiesen. Es wäre naiv zu glauben, dass man Probleme, die sich über Jahre aufgebaut hätten, in wenigen Stunden lösen könne.

Man sei aber auf dem Weg zu besseren Beziehungen, sagte Putin der Nachrichtenagentur Tass. Bestimmte Kräfte in den USA versuchten aber, die Ergebnisse des Treffens schlecht zu machen. Sie seien weiter bereit, die amerikanisch-russischen Beziehungen für politische Ambitionen zu opfern, so Putin.

Trotz der anhaltender Kritik am Gipfeltreffen mit Putin in Helsinki will US-Präsident den russischen Staatspräsidenten im Herbst in Washington treffen. Die Sprecherin des Weissen Hauses, Sarah Sanders, teilte auf Twitter mit, Trump habe den Nationalen Sicherheitsberater John Bolton gebeten, Putin im Herbst in die US-Hauptstadt einzuladen. «Ich freue mich auf unser zweites Treffen, damit wir damit beginnen können, einige der vielen diskutierten Themen umzusetzen», schrieb Trump zuvor auf Twitter.

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