- Wenige Wochen vor der Parlamentswahl im März ist die niederländische Regierung zurückgetreten.
- Die Regierung von Premier Mark Rutte zieht damit die Konsequenzen aus einer Affäre um Kinderbeihilfen, bei der rund 20'000 Eltern fälschlicherweise als Betrüger dargestellt und in grosse finanzielle Not gestürzt worden waren.
- Eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt, die im Dezember zum Schluss kam, dass die Steuerbehörde in grossem Masse versagt hatte.
Die Regierung von Premier Mark Rutte zieht damit die Konsequenzen aus einer beispiellosen Affäre um Kinderbeihilfen. Rund 20'000 Eltern waren von 2013 bis 2019 fälschlicherweise als Betrüger dargestellt und in grosse finanzielle Not gestürzt worden.
Der Rechtsstaat habe auf ganzer Linie versagt
Die Affäre war akut geworden, nachdem eine parlamentarische Untersuchungskommission im Dezember das Vorgehen von Politikern, Behörden und Justiz scharf verurteilt hatte: «Die Basisprinzipien des Rechtsstaates wurden verletzt». Die Regierung sagte bereits Entschädigungen von 30'000 Euro pro Familie zu.
Das Kabinett unter Leitung von Ministerpräsident Mark Rutte kam am Freitag in Den Haag zu Beratungen über politische Konsequenzen aus der Affäre zusammen. Der Rechtsstaat habe in ganzer Linie versagt und «Bürger gegen einen mächtigen Staat nicht geschützt», sagte Rutte.
Ein symbolischer Schritt
Verschiedene Ministerinnen und Minister deuteten vor Beginn der Sitzung an, dass ein Rücktritt unvermeidlich sei. Ein deutlicher «Bruch» sei notwendig, sagte die Ministerin für Aussenhandel, Sigrid Kaag. «Das Vertrauen in den Staat muss wiederhergestellt werden.»
Der Rücktritt wird vor allem als symbolischer Schritt bewertet und wird wohl kaum Einfluss auf den Wahlausgang am 17. März haben. Rutte versicherte, dass der Kampf gegen die Corona-Pandemie unvermindert fortgesetzt werde.