Viele dachten, Donald Trump würde vor der ersten TV-Debatte Kreide fressen. Von wegen. Er behauptet sogar, Politiker gekauft zu haben. Der Name Hillary Clinton fällt.
Die Debatte hat noch nicht richtig begonnen, da landet Donald Trump seinen Coup. Ohne mit der Wimper zu zucken, macht er klar, dass er nicht versprechen könnte, im Falle seiner Niederlage den künftigen republikanischen Präsidentschaftskandidaten zu unterstützen. Auch wolle er nicht garantieren, in einem solchen Fall nicht als unabhängiger Kandidat anzutreten.
«Ich werde dieses Versprechen zu diesem Zeitpunkt nicht abgeben.» Im Klartext: Trump hält sich alle Türen offen – Parteiraison ist ihm so fremd wie rhetorische Zurückhaltung.
Doch das ist nur der Auftakt. Wenige Minuten später landet der Multimilliardär seine zweite Salve. Diesmal will die Moderatorin ihn wegen frauenfeindlicher Äusserungen festnageln. Trump gibt sich nicht einmal die Mühe, darauf einzugehen.
«Ich glaube, das grosse Problem, das diese Land hat, ist die politische Korrektheit». Bei ihm sei das aber anders. Und zwar ganz einfach: «Ich sage, was ich sage.»
Wie eine Teflonpfanne
Wer gedacht hatte, der Baulöwe und Entertainer Trump werde nach seinen teilweise rüden Sprüchen bei der ersten Republikanerdebatte den Ball flach halten und sich staatsmännisch geben, hatte sich gründlich getäuscht. Trump ist einfach nicht zu fassen – Kritik gleitet an ihm ab wie an einer Teflonpfanne.
Neben dem Mann mit der Föhnfrisur wirken die anderen neun Bewerber zeitweise wie Statisten. Schon die Aufstellung auf der Bühne in Cleveland wirkt an diesem Donnerstagabend symbolisch: Trump steht in der Mitte – er ist nun mal der Mann, der in Umfragen haushoch führt.
Erste TV-Debatte
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Die Debatte wurde von Fox News organisiert. Dabei gab es zwei Runden: Zur besten Sendezeit durften sich die zehn Bewerber messen, die derzeit in Umfragen am besten abschneiden. Es waren dies: Trump, Bush, Kasich, Walker, Huckabee, Carson, Cruz, Rubio, Paul sowie Christie. Sieben weitere Bewerber waren am Nachmittag auf dem Sender.
Besonders schwer hat es Jeb Bush. Natürlich wird ihm wieder einmal die Frage nach der Familie gestellt. «Ich bin auf meinen Vater stolz und ich bin sicherlich auf meinen Bruder stolz.»
Dann zählt er etwas umständlich seine Bilanz als ehemaliger Gouverneur von Florida auf. Und er gesteht, dass er den Irakkrieg 2003 nicht begonnen hätte – es habe damals falsche Informationen der Geheimdienste gegeben. «Es war ein Fehler.»
«I'am my man» – Ich bin mein eigener Mann, sagt Bush. Wirklich stark und überzeugend klingt das nicht. Wie oft er diese Fragen wohl noch in diesem Vorwahlkampf beantworten muss?
Keine echten Überraschungen
Bush, der noch vor Wochen als Favorit gehandelt wurde, wird vom Baulöwen Trump, dessen Bewerbung die Medien noch vor Wochen belächelten, am stärksten gebeutelt. Ist es wahr, dass er Trump unlängst einen Trottel und einen Clown genannt habe, will der Moderator wissen? Nein, das stimme nicht. Reaktion Trump: «Er ist ein wahrer Gentleman».
Ansonsten: Keine echte Überraschung, kein wirklich scharfer Streit, niemand unterläuft ein dicker Patzer. Wer Trump, das Enfant terrible, am stärksten angreift, ist der libertäre Senator Rand Paul.
Er wirft Trump vor, er kaufe sich Politiker aller Couleur. Reaktion Trump: Ja. Er habe schon vielen, die hier auf der Bühne stehen, Geld gegeben. Auch Hillary Clinton – deshalb sei die auch zu seiner Hochzeit erschienen.
Ansonsten: Ted Cruz, der Senator aus Texas und Mann der Tea-Party, will wie andere auch, den Iran-Atomdeal kippen. Chris Christie, der Gouverneur von New Jersey, liefert sich ein kurzes Gefecht mit Paul über die NSA.
Mike Hackabee, der Baptisten-Pastor, der bereits 2008 als Bewerber scheiterte, peilte die christlichen Wähler an – und forderte ganz nebenbei eine harte Gangart gegen Teheran. «Wenn Dir jemand eine Pistole an den Kopf hält, solltest Du das bei Gott lieber ernst nehmen».
Und ehemalige Neurochirurg Ben Carson, der einzige Afroamerikaner auf der Bühne, fürchtete schon, dass er gar nicht mehr zu Wort kommt. Sein Schlusswort: «Ich bin der einzige, der schon einmal ein halbes Gehirn entnommen hat.»
Trump kann zur Bedrohung werden
Das US-Wahlsystem
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Vorwahlen, Parteitage und Wahlmänner – der Weg zur US-Präsidentschaft ist lang und komplex. Die
Infografik
gibt einen Überblick.
Doch über allem schwebt die grosse Frage: Meint es Trump wirklich ernst? Strebt er tatsächlich ins Weisse Haus? Oder geniesst er nur die grosse Show – Trump, der Egomane, der die Kameras liebt?
Tatsächlich ist die von Trump nicht ausgeschlossene Möglichkeit einer unabhängiger Kandidatur eine akute Bedrohung für jeden Kandidaten. Er würde dann dem Republikaner – wer immer es sei – im November 2016 die notwendigen Stimmen wegnehmen. Trump als Steigbügelhalter für Hillary Clinton?
Viele denken da an Ross Perot, der 1992 als Unabhängiger ins Rennen ging. Das kostete dem Republikaner George Bush Senior damals die zweite Amtszeit – und brachte den Demokraten Bill Clinton ins Weisse Haus.
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