Der amerikanische und der ukrainische Präsident, der Sohn des Ex-Vizepräsidenten, und ein grosser Unbekannter. Diese Personen stehen im Ringen um ein mögliches Amtsenthebungsverfahren im Fokus:
Donald Trump: Der US-Präsident bezeichnet die Ukraine-Affäre als eine Hexenjagd und spricht im Zusammenhang mit den Impeachment-Ermittlungen von einem Putsch. Sein Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten sei perfekt abgelaufen. Später doppelte er nach und forderte vor Kameras die Ukraine und China auf, gegen die Bidens zu ermitteln.
Joe Biden: Umfragen sehen im demokratischen Präsidentschaftsbewerber und Ex-Vizepräsidenten (2009 – 2017) einen der derzeit aussichtsreichsten Gegner Trumps, auch wenn der 76-Jährige bei Auftritten zuletzt immer wieder schwächelte.
Hunter Biden: Der 49-jährige Jurist ist der Sohn von Joe Biden. Ab dem Frühjahr 2014 sass er im Aufsichtsrat des Erdgas-Unternehmens Burisma, das in der Ukraine tätig ist. Gegen den Gaskonzern wurde in der Ukraine wegen angeblich krummer Geschäfte ermittelt. Der Fall wurde 2016 wieder geschlossen. Kurz darauf wurde der Generalstaatsanwalt der Ukraine von seinem Posten entfernt. Joe Biden sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, er habe den Rücktritt des Staatsanwalts erwirkt, um seinen Sohn zu schützen. Doch der Staatsanwalt galt selbst als korrupt, auch viele europäische Länder drängten auf seine Absetzung, weil er Korruption nicht verfolgte. Aus der Ukraine hiess es zuletzt, man habe keine Hinweise auf Verfehlungen von Hunter Biden.
Wolodimir Selenski: Erst wenige Monate als ukrainischer Präsident im Amt, ist der frühere Komiker ins Epizentrum der US-Politik geraten. Der 41-Jährige hofft auf US-Hilfe, um das geschwächte Militär der Ukraine zu stärken. Die Ex-Sowjetrepublik ist auf Finanzhilfen des Westens und militärische Rückendeckung der USA angewiesen. Er selber sagt zum Telefongespräch mit Trump, niemand habe ihn unter Druck gesetzt.
Whistleblower 1: Sie oder er arbeitet für die US-Geheimdienste und hat sich mit einer Beschwerde über den Inhalt eines Telefonats zwischen Trump und Selenski an eine interne Kontrollbehörde gewandt. Im Rahmen seiner Arbeit habe er Informationen mehrerer Regierungsmitarbeiter erhalten, dass der US-Präsident die Macht seines Amtes nutze, um die Einmischung eines anderen Landes in die US-Wahlen 2020 zu erreichen, so der Whistleblower. Die Demokraten im US-Kongress wollen den sogenannten Whistleblower im Kongress anhören. Dabei soll seine Identität geschützt werden. Laut der New York Times handelt es sich um ein/e Mitarbeiter/in des CIA.
Whistleblower 2: Eine zweite Person aus Geheimdienstkreisen hat sich laut deren Anwalt bei der Kontrollbehörde gemeldet. Sie solle aus erster Hand Informationen über den Anruf vom 25. Juli haben.
William Taylor: Der geschäftsführende US-Botschafter in Kiew bekräftigt, dass Trump US-Militärhilfe für die Ukraine zurückhielt, um seinem politischen Rivalen Joe Biden potenziellen Schaden zuzufügen. Dies geht aus dem Eingangsstatement Taylors bei einer vertraulichen Anhörung im Kongress hervor. Trump forderte Taylors Darstellung zufolge, dass der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski öffentlich erklärt, er ordne Ermittlungen gegen Bidens Sohn Hunter an.
Joseph Maguire: Nachdem der Generalinspektor der Geheimdienste, die Aussagen des Whistleblowers als «dringlich und glaubwürdig» bezeichnet hatte, befand Geheimdienstdirektor Maguire kurze Zeit später, der Fall erfülle nicht die Kriterien und der Kongress habe kein Recht auf das Material. Die Demokraten im Kongress reagierten ermpört darauf.
Rudy Giuliani: Der frühere Bürgermeister von New York ist Trumps persönlicher Anwalt. Er war laut Dokumenten und Zeugenaussagen in eine Art Schattendiplomatie für Trump tätig. Er versuchte, Vertreter der Ukraine zu Ermittlungen über die Bidens zu bewegen. Giuliani gibt dies offen zu. Ebenso sollten sie der unbelegten Theorie nachgehen, dass die Ukraine im Wahlkampf 2016 Hillary Clinton zum Sieg verhelfen wollte.
Nancy Pelosi: Als Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses ist die 79-Jährige die Nummer drei im Staat und die mächtigste Frau Amerikas. Die Frontfrau der Demokraten war lange sehr skeptisch, was ein mögliches Amtsenthebungsverfahren gegen Trump angeht. Nach Bekanntwerden der Beschwerde des Whistleblowers hat sie konkrete formale Schritte dazu eingeleitet.
William Barr: Trump erwähnte den US-Justizminister William Barr im Telefongespräch vom 25. Juli. Vertreter der Ukraine sollen mit Barr bei ihren Ermittlungen gegen die Bidens zusammenarbeiten, zeigt die Mitschrift des Telefonats. Die Demokraten werfen Barr vor, die Beschwerde des Whistleblowers nicht wie vorgeschrieben an den Kongress weitergeleitet zu haben.
Adam Schiff: Der Demokrat und Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Repräsentantenhaus ist einer der Gegenspieler Trumps und treibt die Ermittlungen für ein Impeachment voran. Er wirft Trump und dem Weissen Haus vor, dass sie Beweise nicht einreichen und Aussagen von Zeugen behindern.
Marie Yovanovitch: Die frühere US-Botschafterin für die Ukraine wurde vorzeitig von ihrem Posten abberufen. Verbündete von Donald Trump, darunter Rudy Giuliani, hatten ihre Loyalität in Frage gestellt. Gemäss Mitschrift erwähnte Trump sie im Telefonat mit Selenski als schlechte Botschafterin.
Kurt Volker: Der frühere US-Sondergesandte für die Ukraine sagte vor dem Kongress aus und lieferte Text-Nachrichten. Diese sollen belegen, dass die Vertreter Trumps dem ukrainischen Präsidenten Selenski klar machen sollten, dass Selenski zuerst Ermittlungen einleiten müsse, bevor er zu einem Besuch im Weissen Haus eingeladen werde.
Mike Pompeo: Der US-Aussenminister hat zugegeben, dass er beim Anruf am 25. Juli dabei war. Der Kongress will ihn verpflichten, Dokumente einzureichen. Das hat er bisher nicht getan.
Jerry Nadler: Der Demokrat leitet den wichtigen Justizausschuss im Repräsentantenhaus, dem bei einem Impeachment-Verfahren eine zentrale Rolle zukäme (siehe Grafik unten, Schritt 2). Sollten die Untersuchungen gegen Trump konkrete Anklagepunkte zu Tage fördern, dürften sie in diesem Gremium beschlossen werden.
Mitch McConnell: Der republikanische Mehrheitsführer im Senat ist Trumps wichtigster Verbündeter im Kongress. Bei einem Amtsenthebungsverfahren käme dem 77-Jährigen eine Schlüsselrolle zu, denn der Senat würde dann als eine Art Gericht funktionieren, das über die Schuld des Präsidenten zu befinden hat (siehe Grafik unten, ab Schritt 5).