In welchem Rahmen findet der Prozess statt? Der Prozess sprenge alle Dimensionen, sagt SRF-EU-Korrespondent Charles Liebherr. Es sei extra ein Gerichtssaal im alten Nato-Gebäude gebaut worden, weil in Brüssel kein anderer Gerichtssaal die Anforderungen erfüllen konnte. Zudem wurde eine grosse Glaskabine bereitgestellt, in der die Angeklagten gemeinsam sitzen können.
Wie funktioniert der Prozess vor einem Geschworenengericht? Auf den ersten Blick wie bei einem normalen Strafprozess in Belgien. Die Verfassung schreibt zwölf Geschworene vor. Das sind ausgewählte Bürger, Stimmberechtigte in Belgien. «Doch dieses Mal wurden für jeden und jede dieser zwölf Geschworenen auch zwei Ersatzgeschworene gewählt, damit das Geschworenengericht in jedem Fall immer vollständig ist. Das heisst: 36 Menschen müssen den ganzen Prozess über mehrere Monate anwesend sein, damit sie am Schluss auch urteilen können», erklärt Liebherr. Wegen des Strafprozesses in dieser aussergewöhnlichen Dimension brauche es zudem eine besondere Betreuung für die Jurymitglieder, damit der Prozess für sie bewältigbar sei.
Warum setzt das Gericht in diesem speziellen Fall auf eine Laienjury? Das hat in Belgien für Diskussionen gesorgt. «Verschiedene Politiker, aber auch Professoren, haben gesagt, dass man eine Volksjury, eine Jury populaire, damit überfordern würde», so Liebherr. Gleichzeitig habe man auch die Argumente abgewogen und gesagt, es gehe letztlich auch um einen «ganz gewöhnlichen Strafprozess». Da solle man nicht alles auf den Kopf stellen.
Die Volksvertretung hat laut Liebherr auch eine besondere Dimension: Den Gedanken, dass Bürger im Gericht direkt eingebunden sein sollen, wenn es darum gehe, Recht zu sprechen, weil es die ganze Bevölkerung Belgiens betreffe. «In diesem Fall sind diese Jurymitglieder auch ein wenig stellvertretend für die ganze Bevölkerung gedacht und sollen so vielleicht auch einen kleinen Beitrag zur kollektiven gesellschaftlichen Aufarbeitung dieser dramatischen Terroranschläge leisten.»
Wie wichtig ist dieser Gerichtsprozess für Belgien und seine Bevölkerung? Charles Liebherr schätzt den Prozess als sehr wichtig ein. Bereits die Prozesse in Paris zu den Anschlägen auf die Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo und das Konzertlokal Bataclan wurden in den Medien sehr eng verfolgt, aber auch von der Öffentlichkeit mit grossem Interesse zur Kenntnis genommen.
Es gibt teilweise auch personelle Verbindungen, weil die Anschläge in der französischen und in der belgischen Hauptstadt wahrscheinlich auf dieselbe Terrorzelle zurückgehen. «Wegen des inhaltlichen Zusammenhangs hat dieser Prozess auch so eine grosse öffentliche Beachtung, weil es letztlich um belgische Bürger geht, die diese Anschläge verübt haben», so Liebherr. All das schaffe eine emotionale Nähe in der Bevölkerung.