Die Zahl der antisemitischen Online-Kommentare habe sich zwischen 2007 und 2018 beinahe verdreifacht, hält die Studie «Antisemitismus 2.0 und die Netzkultur des Hasses» fest, welche die Technische Universität Berlin erstellt hat.
300'000 Beiträge unter der Lupe
Tausende von judenfeindlichen Äusserungen würden täglich ins Netz eingespeist und verbreiteten sich schnell und ungefiltert, halten die Autoren fest. Es gebe kaum einen Bereich im Netz, wo man nicht auf judenfeindliche Texte stosse. «Der Antisemitismus wird zunehmend normal», warnte die Studienleiterin.
Die Sprachwissenschaftler untersuchten 300'000 Texte aus dem Bereich der sozialen Medien. Also Blogs und Online-Foren, aber auch Online-Kommentare von Zeitungen wie der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» und der «Süddeutschen Zeitung».
Offener Hass von Extremen und verdeckte Stereotypen
Rechtsextreme, linksextreme und muslimische Extremisten äusserten ihren Judenhass ganz offen, so die Studie. Doch antisemitische Stereotypen seien bis weit in die gesellschaftliche Mitte hinein verbreitet. In der Anonymität des Netzes würden Dinge formuliert, die auf anderem Weg niemals geäussert würden. Oft verstecke sich der Hass hinter einer gesellschaftlich akzeptierten Kritik an Israel. Gegenmassnahmen in Justiz und Politik fehlten.