Port Moresby, die Hauptstadt von Papua Neuguinea, gilt als eine der gefährlichsten Städte der Welt. Doch just hier haben sich am Wochenende die Weltführer der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft, kurz Apec, getroffen. Ehrengast am Gipfel ist Chinas Staatschef Xi Jinping.
Bei seiner Ankunft rollt Xi in einer Limousine über den neuen Unabhängigkeitsboulevard, vorbei am frisch renovierten Konferenzzentrum – am Strassenrand wehen chinesische Fahnen. Später darf der chinesische Staatschef die kurze Strasse einweihen. Denn China hat sie bezahlt. Und auch die Renovation des Konferenz-Zentrums war nur dank chinesischem Geld möglich.
Kredit aus China
Papua Neuguinea, oder PNG wie das Land auch genannt wird, ist das ärmste der 21 Apec-Mitgliedsländer. Dass dessen Premierminister Peter O'Neill unbedingt Gastgeber sein wollte, hatte Kritik ausgelöst. Eigentlich kann sich das arme Land diesen Gipfel nicht leisten. Es kämpft mit einer Tuberkulose-Epidemie und gegen Medikamentenknappheit.
China bot deshalb seine Hilfe beim Organisieren und Finanzieren des Gipfels an. Sofort sprachen auch Australien und die USA weit über 100 Millionen. Das geopolitische Kräfteverhältnis in Papua Neuguinea und der Region habe sich zu Gunsten Chinas verschoben, sagt Paul Barker. Er ist Direktor des Institute of National Affairs, einer Denkfabrik in Papua Neuguinea.
«China pumpt immer mehr Geld nach Papua Neuguinea. Das meiste sind jedoch Kredite, keine Geschenke», so Barker. Weil China dermassen aktiv sei, wollen auch die USA ihre Hilfsgelder erhöhen und ihre Botschaft ausbauen. Australien und Japan täten dasselbe: «Alle beobachten sich misstrauisch.»
Der Westen wird nervös
China gibt jedoch den Ton an, das wird am Gipfel klar. Überall wehen chinesische Fahnen und hängen Poster des chinesischen Staatschefs. Papua Neuguinea ist dieses Jahr auch Teil der «Neuen Seidenstrasse» geworden, einem gigantischen Infrastruktur-Projekt. Mit diesem Projekt will China seine Stellung an der Weltspitze behaupten. Im Gegenzug erhält die Inselnation mehrere Milliarden Dollar Hilfsgelder und Kredite aus Peking.
Der zunehmende Einfluss Chinas machen Australien und die USA nervös. Es war deshalb auch niemand erstaunt, als US-Vizepräsident Mike Pence am Samstag am Gipfel ankündigte, die USA und Australien wollten zusammen einen neuen Militärstützpunkt in Papua Neuguinea errichten.
Viel Geld verschwindet
In diesem Kampf um Macht und Einfluss könnte der kleine Staat die Grossmächte zu seinen Gunsten gegeneinander ausspielen. «Doch das geschieht in Papua Neuguinea nicht», kritisiert der Oppositionspolitiker Bryan Kramer. Die Regierung verkaufe das Land und die reichen Bodenschätze an China. «Wir schätzen, dass in Papua Neuguinea 30 Prozent der chinesischen Kredite in den Taschen von korrupten Politikern und Geschäftsmännern landen», so Kramer. «China kann hier tun und lassen was es will, die Bevölkerung geht leer aus.»
Für den Wirtschaftsgipfel kaufte die Regierung vierzig Maserati und drei Bentleys, um die Weltführer herumzukutschieren. Die Luxusautos kosteten weit über 200'000 US-Dollar pro Stück. In Papua Neuguinea, wo das Jahreseinkommen bei 4000 Dollar liegt, löste dieser Kauf einen eintägigen Streik aus. Zudem werden die Regenwälder der Inselnation im grossen Stil illegal abgeholzt. Das meiste Tropenholz geht nach China.