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Jugend-Arbeitslosigkeit in Spanien
Aus Rendez-vous vom 18.08.2021. Bild: SRF. Melanie Pfändler
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Arbeitslose Jugend in Spanien Erfolgreiche Einstiegshilfe in den spanischen Arbeitsmarkt

Nirgendwo in Europa ist die Jugendarbeitslosigkeit so hoch wie in Spanien. Sie beträgt gemäss der OECD 37 Prozent.

Glaubte man den Strassenschildern, wäre die grosse, weite Welt zum Greifen nah. Hier in Leganés, einem Vorort von Madrid, gibt es eine «Avenida de Europa», eine Frankreich-Strasse, eine Deutschland-Strasse, und auch Grossbritannien ist gleich um die Ecke, zumindest dem Namen nach. Doch betritt man die Räumlichkeiten im 1. Stock eines unscheinbaren Bürogebäudes, wird die Welt plötzlich ganz klein. Wer hierher kommt, träumt nicht von der weiten Welt. Sondern von einer Stelle in einem Supermarkt.

Wie Nadia: Sie ist 23 Jahre alt und eine der jungen Erwachsenen, die vom Programm der Stiftung «ITER» profitieren. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, junge Arbeitslose dabei zu unterstützen, im Berufsleben Fuss zu fassen.

Der jüngste Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit in Spanien ist klar auf die Pandemie zurückzuführen. Doch das Problem existiert seit Jahren. Im Zuge der Finanzkrise 2007/2008 schnellten die Zahlen in die Höhe und sanken im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten nie mehr auf das Niveau vor der Krise.

Rollenspiel fürs Bewerbungsgespräch

Nadia absolviert bei «ITER» einen dreiwöchigen Intensiv-Kurs. Es gehe vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln, erklärt Nadia, zu lernen, wie man sich etwa in einem Bewerbungsgespräch zu verhalten hat und sich dadurch selbstbewusster zu fühlen, statt bereits im Vorhinein zu denken: Was habe ich überhaupt zu bieten? An diesem Vormittag stehen Rollenspiele auf dem Programm. Diese sollen den Jugendlichen helfen, ihre Fähigkeiten ins beste Licht zu rücken.

Junge Menschen sitzen in einem Schulzimmer am Tisch
Legende: Die Kurse verhelfen 90 Prozent der Jugendlichen zu einem Job. Viele Firmen arbeiten mit der Stiftung zusammen und bieten den jungen Menschen eine Einstiegshilfe an. SRF

Das Szenario ist eine Bürgermeisterwahl in einem kleinen spanischen Dorf. Nadia und ihre Kolleginnen und Kollegen erhalten fünf Minuten Zeit, um sich zu überlegen, warum genau sie besonders gut für dieses Amt geeignet sind. Danach müssen sie die anderen von ihrem Können und ihrem Wahlprogramm überzeugen. Manche tragen ihre Anliegen ernst, zurückhaltend vor, andere – wie etwa Nadia – halten flammende Plädoyers für bessere ÖV-Verbindungen oder eine neue Klima-Anlage für die lokale Schule.

Geleitet wird die Übung von zwei Frauen Mitte 30. Beide arbeiten in einem Beratungsunternehmen, das die Stiftung mit solchen Freiwilligeneinsätzen unterstützt. Dieser enge Kontakt mit der Privatwirtschaft sei von enormem Wert, sagt Inmaculada Iglesias, Projektleiterin bei der Stiftung ITER.

Grosser Erfolg für die Stiftung

Mehr als 6000 Jugendliche hätten ihr Berufseingliederungsprogramm durchlaufen, sagt Iglesias. Und: «Fast 90 Prozent finden danach eine Stelle, vor allem auch dank des guten Netzwerkes mit den Partnerfirmen.»

Das ist bemerkenswert, weil es die Jugendlichen, die hierherkommen, auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer haben: Viele stammen aus schwierigen familiären Verhältnissen, haben die Schule abgebrochen oder haben ein ausländisches Diplom, das in Spanien nicht anerkannt wird. Und dazu kommt, dass es als junger Mensch ohne Studium schwierig sei, eine Arbeit zu finden, wenn nicht gar unmöglich, sagt Iglesias.

Die Firmen, mit denen die Stiftung zusammenarbeitet, seien bereit, diesen Jugendlichen eine Chance zu geben: in Form eines Praktikums oder eines Einstiegsjobs, um auf dem Weg in die Berufswelt zumindest die erste Hürde geschafft zu haben.

An der Wand des Schulungszimmers hängt ein Plakat mit dem Satz: «Lernen heisst zu entdecken, das etwas möglich ist.» Nadja sagt dazu, bei der Stiftung habe sie gelernt, daran zu glauben, dass sie auch ohne Studium einen Job finden kann. Die Wahl zur Bürgermeisterin des fiktiven spanischen Dorfes hat sie jedenfalls geschafft.

 

Rendez-vous vom 18.08.2021, 12:30 Uhr

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