- Erstmals ist Astronomen eine Aufnahme vom Schwarzen Loch im Zentrum unserer Heimatgalaxie, der Milchstrasse, gelungen.
- Das Bild zeigt genau genommen die Umgebung des supermassereichen Schwarzen Lochs, denn die Objekte selbst sind von Natur aus unsichtbar.
- Es zeigt eine dunkle zentrale Region umgeben von einer hellen ringförmigen Struktur.
Ermöglicht wurde die Aufnahme durch Beobachtungen mit dem «Event Horizon Telescope» (EHT), einem Zusammenschluss von acht Radio-Sternwarten auf vier Kontinenten zu einer Art Superteleskop. Das Bild des Massemonsters im Herzen unserer Galaxie ist erst die zweite Aufnahme überhaupt, die je von einem Schwarzen Loch gemacht wurde.
Aufgeheizte Materie leuchtet
Astronomen nehmen an, dass sich im Zentrum der meisten Galaxien ein Schwarzes Loch befindet. Aufgrund ihrer extremen Masse lassen Schwarze Löcher noch nicht einmal das Licht entkommen, dadurch sind sie praktisch unsichtbar. Allerdings heizt sich Materie, bevor sie in ein Schwarzes Loch gezogen wird, extrem stark auf und strahlt dann hell.
SRF-Wissenschaftsredaktorin Katharina Bochsler erklärt: «Das, was da auf dem Bild hell leuchtet, ist die Materie, die zerrieben durch die ungeheure Schwerkraft des Schwarzen Lochs auf viele Milliarden Grad aufgeheizt wird und glüht, bevor feste Stoffe, Gase, ja selbst Licht im Strudel des Unsichtbaren, auf Nimmerwiedersehen verschwinden.»
Massgeblich beteiligt am EHT ist das Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) in Bonn. Die Ergebnisse ihrer Beobachtungen stellen die Forschenden in einer Sonderausgabe der «Astrophysical Journal Letters» vor. Das Bild von Sagittarius A* – so der Name des Schwarzen Lochs – sei in guter Übereinstimmung mit den Vorhersagen der Allgemeinen Relativitätstheorie Albert Einsteins für ein Schwarzes Loch mit der viermillionenfachen Masse unserer Sonne, berichten sie. Das Loch rotiere vermutlich.
Schwierige Beobachtungen
Im Jahr 2019 hatten die EHT-Forscher das erste Bild der unmittelbaren Umgebung eines Schwarzen Lochs überhaupt vorgestellt – ebenfalls ein leuchtender Ring mit einem dunklen Zentrum. Es handelte sich um das weit grössere und massereichere Schwarze Loch im Zentrum der rund 55 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie M87.
Obwohl das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstrasse mit einer Entfernung von rund 27'000 Lichtjahren der Erde viel näher liegt, erwiesen sich die Beobachtungen als schwierig. «Die Strahlung des Schwarzen Lochs von M87 ist über Stunden hinweg konstant», erläuterte Anton Zensus vom MPIfR in Bonn, einer der Haupt-Initiatoren des Projekts. «Das Objekt im galaktischen Zentrum dagegen verändert sich schon im Verlauf weniger Minuten. Wir mussten deshalb völlig neue Methoden für die Auswertung entwickeln.»
Mit diesen Beobachtungen kommt man bei einer ganzen Reihe von astrophysikalischen und auch fundamentalphysikalischen Fragen ein Stück weiter.
Über das Bild freut sich auch Physiker Philippe Jetzer von der Uni Zürich: «Damit kann man mehr über die Umgebung um das Schwarze Loch lernen. Es ist eine weitere Bestätigung, dass es sich im galaktischen Zentrum um ein Schwarzes Loch handelt. Mit diesen Beobachtungen kommt man bei einer ganzen Reihe von astrophysikalischen und auch fundamentalphysikalischen Fragen ein Stück weiter.»
Doch es gibt noch viel zu tun. Wie der Name «Event Horizon Telescope» – Ereignishorizont-Teleskop – sagt: Die Forschenden wollen künftig herausfinden, was hinter dem sogenannten Ereignishorizont passiert – hinter jener Grenze, die das Beobachtbare vom Unbeobachtbaren trennt, erklärt SRF-Wissenschaftsredaktorin Bochsler. Jene Grenze, hinter der nicht einmal das Licht dem Schwerkraftmonster noch entkommen kann und ab der das Loch daher schwarz erscheint.