Der Anschlag auf ein Hotel im Küstenort Sousse trifft den Staat Tunesien mitten ins Herz. Der Tourismus, in dessen Kontext der Anschlag geschah, ist nämlich einer der wichtigsten Wirtschaftszweige des nordafrikanischen Landes.
Nach Einschätzung von Auslandredaktor Daniel Voll ist er aber auch der empfindlichste. Dies, weil Urlauber und Reiseveranstalter auf Vorkommnisse wie das jüngste sehr schnell reagierten.
Nach Revolution zunächst keine Touristen angegriffen
Dabei hatte Tunesien nach der Revolution vor fünf Jahren stolz darauf verwiesen, dass bisher keine Touristen angegriffen worden seien. Ein Umstand, der sich im März dieses Jahres schlagartig änderte. Beim Anschlag auf das Nationalmuseum von Bardo in der Hauptstadt Tunis liessen 24 Menschen – darunter 20 Touristen – ihr Leben. Dieses Attentat war wie der Angriff auf das Ferienresort in Sousse gezielt auf Feriengäste gerichtet.
Bereits nach dem Anschlag im März patrouillierten zahlreiche Polizisten auf den Strassen. Ferner wurde damals schon die Leitung des Sicherheitsdispositivs umbesetzt. Man holte ehemalige Spitzenleute aus der Polizei von Ex-Regierungschef Ben Ali zurück. Laut Voll ist damit zu rechnen, dass nach dem jüngsten Terror-Drama der Staat seinen Sicherheitsapparat weiter ausbaut.
Beim Attentat im Küstenort Sousse südlich der Hauptstadt Tunis sind nach Angaben des Radiosenders «Mosaique FM» unter Berufung auf das Gesundheitsministerium 39 Menschen getötet und 36 Menschen verletzt worden. Nach Angaben örtlicher Behörden sind Deutsche, Briten und Belgier unter den Opfern. Es wird von einem Haupttäter ausgegangen.
Islamisten auch im Volk unbeliebt
Die Islamisten, gegen die sich die neu ergriffenen Schritte der Behörde richtet, sind gemäss Voll auch bei der tunesischen Bevölkerung nicht beliebt. Die Menschen würden sie als Gefahr für die Stabilität der Gesellschaft und Wirtschaft betrachten, wobei man dies bei den Wahlen gemerkt habe. Damals haben Gewaltaktionen radikaler Salafisten etwa der islamistischen Partei Ennahda geschadet, die sich erst spät von solchen Gewaltaktionen distanzierte.
Andererseits scheint Tunesien auch ein Rekrutierungfeld für islamistische Terroristen zu sein. Auf jeden Fall geht das Innenministerium davon aus, dass in Syrien oder auch in Libyen Tausende junge Tunesier in islamistischen Terrorgruppen aktiv sind. Namentlich der mutmassliche Täter von Sousse, ein junger Student, kommt aus einer Region, die als Hochburg radikaler Islamisten gilt.