- Mehr als 20 Jahre nach dem Kosovo-Krieg hat ein Sondergericht in Den Haag den Ex-Kommandanten der albanischen Miliz Kosovo Befreiungsarmee (UCK) Salih Mustafa wegen Folter und Mordes schuldig gesprochen.
- Der 50-jährige Angeklagte hatte vor dem Prozess seine Unschuld beteuert. Er war 2020 in Pristina festgenommen worden.
Der Angeklagte soll während des Kriegs einen internen Geheimdienst der albanischen Miliz geleitet haben. In einem Straflager bei Pristina sollen er und seine Untergebenen im April 1999 mindestens sechs Zivilisten grausam gefoltert haben, einer der Männer sei ermordet worden. Die Opfer waren nach Angaben der Anklage alle Kosovo-Albaner, die von der UCK als «Kollaborateure» angesehen worden waren.
Zahlreiche Zeugen, darunter einige Opfer, wurden in dem Prozess befragt. Während des Kosovo-Kriegs von 1998 bis 1999 hatte die UCK gegen serbische Truppen gekämpft, um die Unabhängigkeit des vorwiegend von Albanern bewohnten Kosovos von Serbien zu erlangen. Das gelang schliesslich mithilfe der Nato.
Gericht gehört zu Kosovos Justizsystem
Das Sondergericht wurde auf internationalen Druck hin 2015 errichtet. Es ist Teil des Justizsystems des Kosovos, doch besetzt mit internationalen Richtern und Anklägern. Wegen grossen Drucks auf Zeugen wurde das Gericht nach Den Haag verlegt. Es soll Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verfolgen.
Die Vorsitzende Richterin, Mappie Veldt-Foglia, sprach das Urteil am Freitag «im Namen des Volkes von Kosovo». Das Urteil sei ein «wichtiger Schritt» für das Tribunal, sagte sie. Es war das erste, das von diesem Gericht wegen Kriegsverbrechen gefällt wurde.