Olympische Spiele 1972 in München: Was als Geiselnahme begann, endete mit der Ermordung von elf israelischen Teammitgliedern – Sportler und Trainer. Auch ein Polizist sowie fünf Geiselnehmer kamen ums Leben.
Nun jährt sich dieses Grauen zum 50. Mal. Kurz vor der Gedenkfeier am kommenden Montag haben sich Hinterbliebene und die deutsche Regierung nach einem jahrzehntelangen Streit auf eine Entschädigung einigen können.
Bei der Einigung geht es im Kern um 28 Millionen Euro. Das meiste davon zahlt der Bund, einige Millionen das Bundesland Bayern und auch die Stadt München etwas. Zuletzt war die deutsche Regierung bereit, 5.4 Millionen Euro zu zahlen. Die Angehörigen der Opfer haben schon einmal viereinhalb Millionen erhalten. Quasi als «humanitäre Geste», sagt SRF-Deutschlandkorrespondentin Simone Fatzer.
Nun konnten sich die Parteien einigen. Dabei geht es den Opferfamilien nicht nur um die finanzielle Entschädigung. Sie beklagen auch eine mangelhafte Aufarbeitung der Geschehnisse. Endlich zeichnet sich eine Aussöhnung ab. «Diese Einigung wäre keine, wenn alles nur mit Geld abgegolten worden wäre. Es ging den Opferfamilien immer auch um Anerkennung des Leids und Anerkennung von Schuld», sagt Simone Fatzer.
Zentral ist dabei, dass jetzt alles gründlich aufgearbeitet werden kann. Eine Historikerkommission mit Expertinnen und Experten aus Israel und Deutschland wird mit der Aufarbeitung betraut. Dazu gehört unerlässlich die Offenlegung aller Quellen.
Nach 50 Jahren wird den Wünschen der Hinterbliebenen nachgegangen. Der Zeitpunkt hat wohl viel mit dem Jahrestag zu tun, vermutet die Deutschlandkorrespondentin: «Zuletzt haben Medien, aber auch Historikerinnen und Historiker recherchiert. Sie haben immer mehr Belege zu den Versäumnissen zutage gefördert. Es haben sich Zeitzeugen gemeldet. Es wurde zunehmend schwer, das zu ignorieren.»
Der baldige Jahrestag ist also eine vielleicht letzte Gelegenheit, den Druck zu erhöhen. «Die Familien der Opfer haben klipp und klar gesagt, sie würden ohne adäquate Entschädigung nicht an diese Gedenkfeier nach München kommen. Dann wäre wohl auch das offizielle Israel ferngeblieben. Diese ganze Gedenkfeier wäre dann zur reinen Farce verkommen», sagt Fatzer.
Nun kann dieser kräftezehrende, jahrzehntelange Kampf um Anerkennung wohl ein Ende finden. «Die Hinterbliebenen sprechen von Erleichterung. Es sei ein Kreis, der sich schliesse.» Ein Ende ist es trotzdem nicht, so Fatzer, «eher der hoffnungsvolle Anfang von einem guten Abschluss, wenn die Historikerkommission die Ereignisse aufarbeitet.»
Und auch Deutschland kann nicht einfach abschliessen. Für das Land gilt es, einen neuen Umgang mit den Ereignissen zu finden. Eine Entschuldigung und Verurteilung der Fehler reicht laut Fatzer nicht. «Es muss sich auch auf eine neue Erzählung einlassen, bis hin zu einem würdigen Gedenkort.» Dort, wo das riesige Drama in München vor 50 Jahren stattfand.