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Mehr Fälle moderner Sklaven in Grossbritannien denn je – und mehr davon sind Briten.
Aus SRF 4 News aktuell vom 27.03.2018.
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Ausbeutung in Grossbritannien «Dank dem neuen Gesetz ist das Bewusstsein für Sklaverei erhöht»

In Grossbritannien wurden mehr Fälle von Sklaverei gemeldet denn je. GB-Korrespondent Martin Alioth erklärt die Gründe.

Den britischen Behörden sind 2017 mehr als 5000 potentielle Opfer moderner Sklaverei und Menschenhandels gemeldet worden. Das sind mehr denn je. Erstmals stellen Menschen mit britischem Pass den höchsten Anteil. Grossbritannien-Korrespondent Martin Alioth erklärt den Sachverhalt.

Martin Alioth

Ehemaliger Grossbritannien- und Irland-Korrespondent, SRF

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Der ehemalige Grossbritannien- und Irland-Korrespondent von Radio SRF lebt seit 1984 in Irland. Er hat in Basel und Salzburg Geschichte und Wirtschaft studiert.

SRF News: Woher stammen diese modernen Sklaven?

Martin Alioth: Sie stammen insgesamt aus offenbar 116 Ländern. Es ist ein globales Phänomen. Zum ersten Mal stellen britische Bürgerinnen und Bürger zahlenmässig die grösste Gruppe unter den über 5000 Fällen, gefolgt von Albanern und Vietnamesen.

Zum ersten Mal gibt haben moderne Sklaven am häufigsten einen britischen Pass. Warum?

Alle, die diese Fälle kennen, sprechen von einem erhöhten Bewusstsein, eher als von einer realen Zunahme von Fällen der Sklaverei. Seit 2015 gibt es ein neues Anti-Sklavereigesetz in Grossbritannien.

Es geht nicht mehr um das Kaminfegerkind wie im 19. Jahrhundert. Es sind vermehrt Drogenkuriere, die von Banden eingesetzt werden.

Es wurde von der damaligen Innenministerin Theresa May eingeführt. Sie machte die Bekämpfung der modernen Sklaverei zu ihrem Anliegen.

Weitere Auffälligkeit in dieser Statistik ist der Anstieg bei Kindern. Hat die Kinderarbeit zugenommen?

Es geht nicht mehr um das Kaminfegerkind wie im 19. Jahrhundert. Es sind vermehrt Drogenkuriere, die von Banden eingesetzt werden. Sie verteilen harte Drogen vom städtischen Raum in die Landgebiete. Diese Kuriere sind meist minderjährig. Sie werden gefügig gemacht, sie sind in der Regel selbst drogenabhängig oder anderswie gefährdet.

Es gibt offenbar zahlreiche vietnamesische Nagelstudios, die mit ausgebeuteter Arbeit wirtschaften.

Wenn sie gefasst werden, werden sie milder bestraft, weil sie minderjährig sind. Diese Zahl ist offenbar recht hoch.

In welchen anderen Bereichen werden moderne Sklaven eingesetzt?

Es gibt offenbar zahlreiche vietnamesische Nagelstudios, die mit ausgebeuteter Arbeit wirtschaften. In Hanfplantagen, in der Prostitution, in Autowäschereien, bei Blumenernten und anderen landwirtschaftliche Tätigkeiten werden moderne Sklaven eingesetzt, auch auf dem Bau. Zudem gibt es auch eine relativ grosse Gruppe von Hausangestellten, die ihre eigene Freiheit eingebüsst haben.

Wer sind die Sklavenhalter?

Es sind kriminelle Banden. Beispielsweise gibt es einen notorischen Fall eines Rumänen, der Landsleute mit falschen Versprechungen nach Grossbritannien gelockt hat und sie ausgebeutet hat, indem er ihnen vorlog, sie hätten ihm grosse Geldzahlungen zu leisten, um irgendwelche Bewilligungen zu erhalten. Allerdings erhielten sie die Bewilligungen nie, sie wurden als Sklaven auf dem Bau gehalten. Ein anderes Beispiel betrifft einen nigerianischen Kriminellen-Ring, der Frauen via Spanien zur Prostitution einschleuste.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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