- Bewaffnete Männer sind in das Set eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders in Ecuador eingedrungen. Sie haben Menschen bedroht und Mitarbeitende als Geiseln genommen.
- Das Land wird gerade von einer Reihe von Anschlägen mit mindestens acht Toten heimgesucht.
- Der Präsident Daniel Noboa sprach von einem «internen bewaffneten Konflikt».
In der ecuadorianischen Stadt Guayaquil sind bei mehreren Vorfällen mit kriminellen Banden mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. Zwei Menschen seien verletzt worden, darunter ein Polizist, der Schusswunden davongetragen habe, teilte die Polizei auf einer Pressekonferenz mit.
Es habe mehr als 20 Vorfälle in der Hafenstadt gegeben, hiess es. Insgesamt seien mehr als 600 Notrufe eingegangen.
Sturm während Livesendung
Männer mit vermummten Gesichtern betraten das Set des Fernsehsenders TC Television und riefen, dass sie Bomben hätten. Im Hintergrund waren schussähnliche Geräusche zu hören.
Der Sender sendete mindestens 15 Minuten lang live, bevor das Signal abgeschaltet wurde. Während die Übertragung lief, waren die Männer auf der Kamera zu sehen, während sich einige Mitarbeiter auf den Boden legten und jemand «nicht schiessen!» rief.
Spezialeinheiten der Polizei brachten den Fernsehsender später wieder unter Kontrolle. Auf X (ehemals Twitter) hat die ecuadorianische Polizei mitgeteilt, dass mittlerweile alle Bewaffneten festgenommen wurden, welche die Fernsehstation gestürmt hatten. Ob es bei dem Vorfall in den Räumlichkeiten des Senders Tote und Verletzte gegeben hatte, war zunächst unklar.
Weiter seien in einem Einkaufszentrum zwei Sicherheitskräfte und eine weitere Person ums Leben gekommen. Kriminelle seien zudem in fünf Kliniken der Stadt eingedrungen und hätten diese kurzzeitig besetzt. Die Polizei und das Militär hätten die Spitäler später wieder unter Kontrolle gebracht. Insgesamt seien 14 Verdächtige festgenommen worden.
Ecuador im Ausnahmezustand
Wegen chaotischer Zustände in den Gefängnissen hatte die Regierung des südamerikanischen Landes erst am Montag den Ausnahmezustand verhängt. Banden lieferten sich in den Haftanstalten heftige Auseinandersetzungen und nahmen Wärter als Geiseln. Dem Chef der mächtigen Bande «Los Choneros», Adolfo Macías alias «Fito», war dabei laut Gefängnisverwaltung offenbar die Flucht gelungen.
Angesichts der eskalierenden Bandengewalt schickte der Präsident die Streitkräfte ins Gefecht gegen die mächtigen Gangs des südamerikanischen Landes. Ecuador befinde sich im Kampf gegen das organisierte Verbrechen in einem «internen bewaffneten Konflikt», hiess es in einem Dekret.
Kampf gegen kriminelle Gruppen
Präsident Noboa hat 22 kriminelle Gruppen per diesem Dekret als terroristische Organisationen und nicht-staatliche Kriegsparteien deklariert, die ausgeschaltet werden sollen. «Alle diese Gruppen sind jetzt militärische Ziele», sagte Militärchef Jaime Vela in einer Ansprache.
70 Verdächtige wurden bis anhin im Kampf gegen kriminelle Banden von ecuadorianischen Sicherheitskräften festgenommen. Bei Einsätzen im ganzen Land seien zudem Schusswaffen, Munition, Sprengstoff, Brandsätze und Fahrzeuge sichergestellt worden, teilte die Polizei mit. Zudem befreiten die Beamtinnen und Beamten drei von Gangmitgliedern verschleppte Polizisten und setzten 17 entflohene Häftlinge fest.