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Interview mit SRF-Korrespondent David Nauer in Moskau
Aus SRF 4 News aktuell vom 06.12.2017.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 46 Sekunden.

Ausschluss aus Olympia «Die Russen wollen die Sache wohl einfach aussitzen»

Russland wird von den Olympischen Winterspielen nächsten Februar in Südkorea ausgeschlossen. Das hat das Olympische Komitee am Abend entschieden. Grund ist das flächendeckende Doping im russischen Sport. Russische Sportler dürfen allerdings unter neutraler Flagge starten – sofern sie sauber sind.

Wie reagiert Russland auf den Entscheid des Olympischen Komitees?

David Nauer

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David Nauer ist Korrespondent von Radio SRF in Russland. Von 2006 bis 2009 hatte Nauer für den «Tages-Anzeiger» aus Moskau berichtet, anschliessend aus Berlin.

David Nauer: Es gibt eine erhebliche Empörung in Moskau. Ich denke, dass die Russen auf eine mildere Reaktion des IOC gehofft hatten. Dementsprechend gross ist jetzt die Wut und Empörung. Der Vize-Chef der Duma, des russischen Parlaments, nannte die Entscheidung des IOC «grausam». Damit werde Russland und das ganze russische Volk erniedrigt, sagte er. Ein anderer Parlamentarier meinte, es gebe politische Motive der IOC Entscheidung und nun herrsche ein neuer kalter Krieg im Sport.

Und neben dieser Empörung? Lässt sich schon absehen, ob und wie Russland konkret reagiert?

Entschieden ist bis jetzt nichts. Es gibt aber zahlreiche Boykottaufrufe. Es sei eben nicht akzeptabel, dass eine Grossmacht wie Russland versteckt an die Olympischen Spiele fahren müsse, heisst es in der Duma. Allerdings gibt es auch Stimmen, die sagen, jeder Sportler müsse selber wissen, ob er unter neutraler Flagge und ohne Hymne nach Südkorea fahre oder nicht. Letztlich wird im Kreml entschieden, wie es weitergeht.

Die Reaktion aus dem Kreml

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Russland wird die Entscheidung des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sorgfältig analysieren müssen, bevor es irgendwelche Massnahmen ergreife, sagte der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Die Priorität Russlands bestehe nun darin, die Interessen der russischen Athleten zu schützen und die Beziehungen zum IOC aufrechtzuerhalten.

Das heisst: Russland gibt sich auch jetzt noch alles andere als schuldbewusst?

Nein, nicht wirklich. Die offizielle russische Linie ist nach wie vor, dass in Russland zwar gedopt worden sei, aber nicht systematisch und schon gar nicht staatlich organisiert. Der ganze Doping-Skandal wird als Angriff auf Russland, als antirussische Verschwörung wahrgenommen. Insgesamt sehe ich wenig oder keine Bereitschaft zum einem selbstkritischen Nachdenken über das eigene Verhalten in Moskau. Mein Eindruck ist auch, dass die Russen die Sache einfach aussitzen wollen. Es wird schon die Hoffnung geäussert, dass nach den Spielen in Südkorea das Kapitel Russland und Doping geschlossen wird. Und dass man dann nach vorne schauen kann.

Russland bereitet zurzeit die Fussball-WM vor, die auch nächstes Jahr stattfindet: Hat der Entscheid des Olympischen Komitees auch Konsequenzen für die WM?

Soweit sich das absehen lässt, nicht. Zumindest nicht direkt und konkret. Allerdings gibt es schon ein Imageproblem dieser WM. Denn der Chef des Organisationskomitees der Weltmeisterschaft Witali Mutko, der ehemalige russische Sportminister, wurde gestern vom IOC lebenslang gesperrt, für sämtliche Olympische Spiele wegen seiner Rolle im Dopingskandal. Und so ein Mann, mit dem das IOC nichts mehr zu tun haben will, ist also Chef der Weltmeisterschaft in Russland. Das wirft schon in einem gewissen Sinn einen Schatten über dieses Turnier. Die Fifa hat allerdings damit kein Problem. Sie hat gestern erklärt, der IOC-Entscheid habe keine Auswirkungen auf die Vorbereitungen der Weltmeisterschaft in Russland.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

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