- Bei Protesten der sogenannten «Gilets Jaunes» in Paris sind nach Polizeiangaben rund 133 Menschen verletzt worden. Darunter seien auch 23 Angehörige der Sicherheitskräfte.
- Mindestens 412 Personen sind in Polizeigewahrsam genommen worden.
- Präsident Emmanuel Macron suchte am Sonntag umgehend die Gewaltschauplätze auf und dankte den Einsatzkräften.
Die französische Regierung will nach den schwersten Krawallen seit Jahrzehnten auf die Demonstranten zugehen und nicht den Ausnahmezustand verhängen. Präsident Macron wies den Innenminister an, trotzdem die Sicherheitskräfte auf weitere Proteste vorzubereiten. Das teilte der Elysée-Palast am Sonntagabend mit.
Der Ministerpräsident solle zudem Gespräche mit den Parteichefs und Vertretern der Protestbewegung aufnehmen. In Emmanuel Macrons Umfeld hiess es, über den Ausnahmezustand sei nicht diskutiert worden. Ein Regierungssprecher hatte zuvor gesagt, es würden alle Optionen geprüft, um erneute Ausschreitungen zu verhindern.
Wütender Macron
Trotzdem übte Macron scharfe Kritik an den gewalttätigen Kundgebungsteilnehmern. Die Randalierer würden identifiziert und vor Gericht gestellt, warnte Präsident Emmanuel Macron.
«Ich werde niemals Gewalt akzeptieren», sagte Macron. «Kein Anliegen rechtfertigt den Angriff auf Staatsvertreter, die Plünderung von Geschäften, die Bedrohung von Passanten und Journalisten und die Besudelung des Arc du Triomphe.»
Ich werde niemals Gewalt akzeptieren.
Nach seiner Rückkehr vom G20-Gipfel in Buenos Aires suchte Macron am Sonntag umgehend den Arc du Triomphe auf und verharrte am Grab des unbekannten Soldaten. Macron: «Die Verursacher dieser Gewalt wollen keine Veränderung, sie wollen keine Verbesserung, sie wollen Chaos.»
Unzählige Verletzte
Von den 133 Verletzten sind 23 Polizisten, wie die Polizeipräfektur ausführte. Den ganzen Samstag war Paris Schauplatz grosser Gewaltausbrüche.
Diese konzentrierten sich zunächst rund um den Arc de Triomphe. Die «Gilets Jaunes» errichteten Barrikaden und zündeten Autos an. Es kam auch zu Plünderungen von Geschäften.
Die Zusammenstösse zwischen der Polizei und den Demonstranten verlagerten sich dann ins Zentrum der französischen Hauptstadt. Rund 4600 Polizisten waren im Einsatz. Der Pariser Polizeichef Michel Delpuech sprach von einer «beispiellosen Gewalt» – ein Niveau, das in den vergangenen Jahrzehnten nicht erreicht wurde.
«Unruhespezialisten» hätten eine Strategie aufgebaut, sagte Innenminister Christophe Castaner dem Sender TF 1. Rund 3000 Personen seien identifiziert worden, erklärte der Minister weiter.
Nach Angaben von Ministerpräsident Edouard Philippe beteiligten sich insgesamt etwa 5500 Menschen an den Protesten. Unter ihnen waren auch zahlreiche Vermummte. In Frankreich ist von einem «Schwarzen Samstag» die Rede.
Heftigste Proteste von Macrons Amtszeit
Die Polizei befürchtete, dass sich Anhänger von gewaltbereiten rechts- und linksextremen Gruppen unter die Gelbwesten gemischt hätten, die seit zwei Wochen gegen steigende Spritpreise und hohe Lebenshaltungskosten demonstrieren.
Es sind die heftigsten Proteste seit Beginn der Amtszeit von Präsident
Emmanuel Macron vor 18 Monaten. Auslöser ist die Erhöhung der
Steuern auf Diesel. Die Regierung von Macron steht aber auch
wegen anderer Reformen in der Kritik.