Bei einem Frontalzusammenstoss zweier Züge nördlich der süditalienischen Stadt Bari sind mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. Das teilten die Behörden mit. Etwa 50 weitere Passagiere wurden verletzt, darunter ein Kleinkind, das lebend aus den Trümmern geborgen wurde.
Bei der Zahl der Opfer handelt es sich um eine vorläufige Bilanz. Mehrere Menschen wurden ins Spital eingeliefert. Laut dem Auswärtigen Amt (EDA) sind keine Schweizer unter den Toten oder den Verletzten.
Mensch oder Technik – wo liegt der Fehler?
Italiens Verkehrsminister Graziano Delrio sagte, die Ursache des Unglücks werde noch ermittelt. «Wir wissen noch nicht, was der Grund für den Zusammenstoss war.» Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung gegen Unbekannt. Vermutet wird menschliches Versagen, aber auch ein technischer Defekt wird nicht ausgeschlossen.
Die Umweltorganisation Legambiente kritisierte, dass es auf der veralteten Strecke kein automatisches Zugbremssystem gebe und wenig in die Bahnstrecken des Südens investiert werde. Zum Zeitpunkt des Unglücks gegen 11.30 Uhr herrschte gutes Wetter.
Das Unglück ereignete sich zwischen den Städten Corato und Andria. Die beiden Züge waren in einer Kurve zusammengeprallt und vollkommen verkeilt. Helfer berichteten von schrecklichen Szenen. Medien meldeten, dass zahlreiche Menschen lange in den Trümmern gefangen waren. Der Unfallort zwischen Bäumen und am Rande eines Ackers sei nicht leicht zu erreichen. Einer der Lokführer sei ums Leben gekommen, das Schicksal des anderen sei ungewiss, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa.
Umfassende Aufklärung gefordert
Berichten zufolge waren viele Studenten und Pendler in dem Regionalzug, der von dem privaten Unternehmen Ferrotramviaria betrieben wird. Dessen Generaldirektor sagte, die Züge seien mit etwa 100 Stundenkilometern unterwegs gewesen. Beide Zügen bestanden aus je vier Waggons, von denen jeweils mindestens zwei schwer beschädigt wurden. Einer der beiden Züge war eine Komposition des Schweizer Herstellers Stadler Rail, wie SRF erfuhr.
Der italienische Regierungschef Matteo Renzi verlangte eine schnelle Aufklärung und sprach den Opfern und deren Familien sein Mitgefühl aus. Er brach einen Besuch in Mailand ab und reiste an den Unglücksort. Auch Papst Franziskus sprach den Angehörigen sein Beileid aus.
Das Zugunglück gehört zu den schwersten Italiens. Ende Juni 2009 waren bei einem ähnlich schweren Zugunglück in der toskanischen Küstenstadt Viareggio 32 Menschen ums Leben gekommen. Damals entgleiste ein Güterzug, ein mit Flüssiggas gefüllter Waggon explodierte. Es war das schwerste Zugunglück in Italien seit mehr als 20 Jahren.