- Nordkorea hat nach Angaben seiner Nachbarn Südkorea und Japan eine atomwaffenfähige Langstreckenrakete abgefeuert.
- Diese hätte theoretisch US-Festland erreichen können.
- Es war der zweite Test einer ballistischen Rakete des Ein-Parteien-Staats innerhalb von zwölf Stunden.
«Die ballistische Rakete Nordkoreas wurde von einem steilen Abschusswinkel gestartet und fiel nach einem Flug von etwa 1000 Kilometern ins Ostmeer (Japanisches Meer)», teilte Südkoreas Generalstab am Montag zum jüngsten Raketentest mit. Die mutmassliche Interkontinentalrakete (ICBM) hätte das Potenzial gehabt, 15'000 Kilometer weit zu fliegen, zitierte die japanische Nachrichtenagentur Kyodo Regierungsbeamte in Tokio.
Erst am späten Sonntagabend hatte Nordkorea dem südkoreanischen Militär zufolge trotz UNO-Verbotsbeschlüssen eine Kurzstreckenrakete getestet. Einige Stunden davor hatte das atomgetriebene amerikanische U-Boot «USS Missouri» in der südkoreanischen Hafenstadt Busan angelegt. Die vorübergehende Entsendung solcher und anderer US-Waffensysteme soll der Abschreckung Nordkoreas dienen.
Japan: «Bedrohung für Frieden und Stabilität»
Noch im Juli hatte Nordkorea die USA davor gewarnt, unter anderem Atom-U-Boote nach Südkorea zu schicken und indirekt mit dem Abschuss amerikanischer Aufklärungsflugzeuge gedroht.
Nach dem jüngsten Raketentest warf Südkoreas oberste Kommandostelle seinem weithin abgeschotteten Nachbarland schwerwiegende Provokation vor. Japans Ministerpräsident Fumio Kishida sagte, Nordkoreas Raketentests bedrohten den «Frieden und die Stabilität in der Region».
UNO-Resolutionen untersagen der selbst ernannten Atommacht den Start oder auch nur Tests von ballistischen Raketen jeglicher Reichweite. Das sind in der Regel Boden-Boden-Raketen, die – je nach Bauart – auch mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden können.
Deutliche Verschärfung der Spannungen
Nordkorea hat nach einer beispiellosen Raketentestserie im vergangenen Jahr auch in diesem Jahr wieder mehrfach Raketen und Lenkflugkörper getestet. Die Entwicklung von ICBM richtet sich dabei vor allem gegen die Atommacht USA, denen Pjöngjang eine feindselige Politik vorwirft.
Die USA und Südkorea nahmen unter anderem ihre gemeinsamen Militärübungen wieder in vollem Umfang auf, nachdem sie diese einige Zeit lang reduziert oder ganz ausgesetzt hatten.
Die USA und ihre Partnerländer Südkorea, Japan und Australien hatten Nordkorea zuletzt wegen des Starts seines ersten militärischen Aufklärungssatelliten im November mit neuen Sanktionen belegt. Sie beschuldigen Pjöngjang, dabei Technologien eingesetzt zu haben, die in direktem Zusammenhang mit seinem Programm für ICBM stehen.