- Verfeindete Gangs haben in einem Gefängnis nahe der ecuadorianischen Wirtschaftsmetropole Guayaquil ein Blutbad angerichtet.
- 116 Gefangene kamen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen kriminellen Banden in der Haftanstalt Guayas N1 ums Leben, wie die Staatsanwaltschaft des südamerikanischen Landes mitteilte.
Weitere 78 Gefangene und zwei Polizisten seien bei den Kämpfen verletzt worden. «Es ist eine Tragödie, dass die kriminellen Banden im Kampf um die Kontrolle so weit gehen», sagte der Leiter des Strafvollzugs, Bolívar Garzón. Mehrere Opfer sollen enthauptet worden sein. Soldaten zogen einen Sicherheitskordon um die Haftanstalt, um die Arbeit der Ermittler und Forensiker abzusichern.
Bei den Bandenkämpfen kamen demnach auch Schusswaffen und Sprengsätze zum Einsatz. Spezialeinsatzkräfte der Polizei brachten die Haftanstalt danach wieder unter ihre Kontrolle. Rund 400 Beamte seien an dem Einsatz beteiligt gewesen, sagte Polizeichef Fausto Buenaño. Die Polizisten seien beschossen worden.
Beim Einsatz wurden demnach Schusswaffen, Messer, Munition und Drogen sichergestellt. Den Banden gelinge es immer wieder, Waffen in das Gefängnis zu schmuggeln, räumte der Leiter des Strafvollzugs, Garzón, ein. Er war zum Zeitpunkt des Massakers gerade einmal einen Tag im Amt. Möglicherweise seien auch Justizvollzugsbeamte in den Schmuggel verwickelt.
Vor dem Leichenschauhaus in Guayaquil warteten zahlreiche Angehörige von Häftlingen auf Informationen. «Wie soll ich meiner Tochter sagen, dass sie ihrem Vater den Kopf abgeschnitten haben? Das ist die schlimmste Art des Todes», sagte die 35-jährige Nancy einer Zeitung. Sie habe den Kopf ihres Mannes in einem Video aus dem Gefängnis erkannt. Er habe eine einjährige Freiheitsstrafe abgesessen und wäre in drei Monaten entlassen worden, sagte die Mutter.
Lebensmittelentzug soll Kampfgeist brechen
Die Lage in dem Gefängnis blieb auch nach dem Ende der Kämpfe angespannt. Die Streitkräfte rückten mit gepanzerten Fahrzeugen in die Haftanstalt ein. Die Gefängnisleitung untersagte zunächst die Lieferung von Lebensmitteln. Damit solle verhindert werden, dass Menschen von ausserhalb als Geiseln genommen werden, sagte Garzón. Ausserdem schwäche es die Gefangenen und breche den Kampfgeist.
Präsident Guillermo Lasso verhängte für 60 Tage den Ausnahmezustand über den Strafvollzug im ganzen Land. «Es ist bedauerlich, dass die Banden versuchen, die Gefängnisse zu einem Schlachtfeld für ihre Machtkämpfe zu machen», sagte der Staatschef bei einer Pressekonferenz.