Die ehrwürdige britische Rundfunkanstalt BBC hält fest: Der Klimawandel ist menschgemacht. Darum brauche es keine «falsche Fairness» und Klimaleugner müssten nicht mehr zu Wort kommen. Fredy Gsteiger von SRF erklärt diesen Entscheid.
SRF News: Ist der Entscheid der BBC aus journalistischer Sicht richtig?
Fredy Gsteiger: Richtig oder nicht richtig – das ist Ansichtssache. Aber der Schritt der BBC ist auf jeden Fall nachvollziehbar. Denn soweit es die Wissenschaft betrifft, ist die Beurteilung des Klimawandels klar: Es gibt diesen und der Mensch spielt dabei eine Rolle.
Völlig anders sieht es in der Bevölkerung aus. Dort herrschen sehr unterschiedliche Ansichten – auch wenn es darum geht, Konsequenzen aus dem Klimawandel zu ziehen. Diesbezüglich ist ein Streit im Gange. Diesen müssen die Medien führen.
Die BBC präzisiert, es sei denkbar, dass Klimaskeptiker auch künftig zu Recht zu Wort kommen. Aber dabei müsse jeweils der Hintergrund der interviewten Person deutlich gemacht werden. Wie ist das gemeint?
Was an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen herauskommt, wissen wir auch beim Klimawandel nicht. Es ist nicht völlig undenkbar, dass plötzlich ganz neue Fakten auf den Tisch kommen. Wahrscheinlich ist es nicht. Aber zumindest so viel Offenheit muss man sich bewahren und sagen: Wenn neue Fakten da sind, muss man darauf eingehen und diese auch diskutieren.
Aber ganz wichtig ist beim Klimawandel, dass der Hintergrund der Leute, die möglicherweise solche Fakten – oder vielleicht auch nur falsche Fakten – präsentieren, ausgeleuchtet wird. Denn viele der wenigen Wissenschaftler, die den Klimawandel bestreiten, wurden von Industriezweigen, der Erdölbranche beispielsweise, gekauft oder von undurchsichtigen Quellen finanziert.
Beim Klimawandel bezieht die BBC Stellung. Wie handhaben dies andere Medienhäuser, zum Beispiel SRF?
Es gibt kaum andere wichtige Medienhäuser, die so klar Stellung bezogen haben wie die BBC mit ihren öffentlich gemachten Richtlinien. Beispielsweise ARD, ZDF, «Der Spiegel» oder «Süddeutsche Zeitung» haben keine solchen Richtlinien. Auch wir bei SRF haben sie nicht schriftlich festgelegt.
Die politische Debatte über den Klimawandel und die Konsequenzen muss geführt werden.
Wir haben die Diskussion intern jedoch intensiv geführt. Wir sind ebenfalls der Überzeugung, dass der Klimawandel eine Tatsache ist, und dass man einem Wissenschaftler, der dies erklärt, nicht immer eine Gegenposition entgegenstellen muss. Aber klar ist: Die politische Debatte über den Klimawandel und die Konsequenzen muss geführt werden.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.