Was ist passiert? In einem Gebäude der Zeugen Jehovas im Hamburger Stadtteil Gross Borstel sind am Donnerstag gegen 21 Uhr Schüsse gefallen. Mehrere Menschen wurden getötet oder verletzt. Der Amoktäter hatte mehr als 100 Mal geschossen. Um 21:04 Uhr seien die ersten Notrufe eingegangen, bevor um 21:08 Uhr erste Kräfte vor Ort eintrafen.
Wie viele Personen wurden getötet? Gemäss Angaben der Polizei Hamburg hat es acht Tote gegeben. Neben dem Täter handelt es sich bei den Todesopfern um vier Männer, zwei Frauen und einen Fötus, einer im sechsten Monat schwangeren Frau, die überlebt hat. Die Männer und Frauen seien zwischen 33 und 60 Jahre alt, sagte der Leiter des Staatsschutzes der Polizei, Thomas Radszuweit. «Alle Todesopfer sind deutscher Staatsangehörigkeit und starben jeweils durch Schusseinwirkung.»
Was weiss man über die Verletzten? Bei dem Angriff seien sechs Frauen und zwei Männer im Alter zwischen 23 und 46 Jahren verletzt worden, mindestens vier von ihnen lebensbedrohlich, «teils mit multiplen Schusswunden», so Radszuweit. Sechs der Verletzten seien deutsche Staatsangehörige, je eine Frau ist ugandischer beziehungsweise ukrainischer Staatsangehörigkeit. Hamburgs Innensenator Andy Grote teilte an einer Medienkonferenz mit: «Wir haben es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit dem sehr, sehr schnellen und entschlossenen Eingreifen der Einsatzkräfte der Polizei zu verdanken, dass hier nicht noch mehr Opfer zu beklagen sind.»
Was weiss man über die Täterschaft? Der mutmassliche Todesschütze ist ein 35 Jahre alter Deutscher. Er sei ein ehemaliges Mitglied der Hamburger Gemeinde der Zeugen Jehovas gewesen und habe diese vor eineinhalb Jahren freiwillig verlassen – offensichtlich nicht im Guten. Hamburgs Polizeipräsident teilte mit, dass der Mann Sportschütze und seit Dezember 2022 im legalen Besitz einer halbautomatischen Pistole gewesen war. Dabei handle es sich um die Tatwaffe. Als Extremist war der mutmassliche Schütze demnach nicht bekannt. Nach der Tat fand die Polizei in seiner Wohnung eine grössere Menge Munition. Die Staatsanwaltschaft sprach von 15 geladenen Magazinen mit jeweils 15 Patronen und 4 Schachteln Munition mit weiteren 200 Patronen.
Was sind die Reaktionen? «Schlimme Nachrichten aus #Hamburg. Mehrere Mitglieder einer Jehova-Gemeinde sind gestern Abend einer brutalen Gewalttat zum Opfer gefallen», postete der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz über den Regierungsaccount auf Twitter.
Die Zeugen Jehovas selbst zeigten sich «tief betroffen». «Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer sowie den traumatisierten Augenzeugen. Die Seelsorger der örtlichen Gemeinde tun ihr Bestes, ihnen in dieser schweren Stunde Beistand zu leisten», hiess es auf der Website der Gemeinschaft.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser zeigte sich «erschüttert». Und auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher äusserte sich bestürzt. «Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl», schrieb er auf Twitter.
EU-Innenkommissarin Ylva Johansson sprach auf Twitter von einer «schockierenden Tat». «Wir stehen in Solidarität mit den Menschen in Deutschland und versprechen unsere Unterstützung, um bei Bedarf zu helfen», teilte die US-Regierung schriftlich mit. Der französische Präsident Macron sprach auf Twitter von Frankreichs Beileid «an die Angehörigen der Opfer und an alle unsere deutschen Freunde».