- Im arabischen Emirat Katar am Persischen Golf hat zum ersten Mal eine landesweite Wahl einer sogenannten Beratenden Versammlung stattgefunden.
- Die Bürger durften 30 von insgesamt 45 Mitgliedern des Schura-Rates bestimmen.
- Die übrigen 15 Mitglieder werden wie bisher von Emir Tamim bin Hamad al-Thani bestimmt.
Der kleine Wüstenstaat mit seinen rund drei Millionen Einwohnern ist eine absolute Monarchie: Dem Emir unterstehen die Exekutive und die Gesetzgebung, ein Parlament oder politische Parteien gibt es nicht. Um die 30 Sitze im Schura-Rat bewarben sich 284 Kandidierende – darunter nur wenige Frauen.
Die Versammlung hat einige begrenzte Kompetenzen. Sie kann den Haushalt billigen, die Arbeit der Minister überwachen und Gesetze anstossen. Doch braucht jede Entscheidung eine Zwei-Drittel-Mehrheit und muss vom Emir ratifiziert werden.
Grösster Teil darf nicht wählen
Die Wahl ist umstritten, weil nur eine Minderheit der Bevölkerung daran teilnehmen darf – nämlich «originale» Katarer. Gemeint sind Menschen, deren Familien bereits vor 1930 im Emirat Katar ansässig waren. Der grösste Teil der Bevölkerung ist aus dem Ausland zugezogen, darunter hunderttausende Arbeitsmigranten. So konnte nur rund eine Viertelmillion Bürgerinnen und Bürger die 30 Abgeordneten des Schura-Rates wählen.
Von diesen Wahlberechtigten beteiligten sich laut offiziellen Angaben rund 63 Prozent. Gemäss vorläufigen Ergebnissen, wurde keine der kandidierenden Frauen gewählt.
Negativschlagzeilen kratzen am Image
Katar ist Gastgeber der nächsten Fussball-WM im November und Dezember 2022. In den vergangenen Jahren haben Negativschlagzeilen jedoch das Image des Emirats angekratzt: Korruptionsvorwürfe rund um die WM-Vergabe wurden laut und unmenschliche Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der kommenden Fussballweltmeisterschaften wurden kritisiert.
Mit den Wahlen in die Beratende Versammlung soll das Image des Emirates korrigiert werden. Zu einer Machtverschiebung im Land wird es dadurch aber nicht kommen.