- Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat mit 488 inhaftierten Medienschaffenden weltweit noch nie so viele Journalisten und Journalistinnen hinter Gittern gezählt wie in diesem Jahr.
- Das ist demnach im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 20 Prozent. 428 Männer und 60 Frauen aus der Medienbranche sind eingesperrt, wie die Organisation in ihrem Jahresbericht zur Pressefreiheit schreibt.
- Hauptverantwortlich für den Anstieg seien die Regierungen in Belarus, Myanmar und China.
«Dieser aussergewöhnliche Anstieg willkürlicher Inhaftierungen ist hauptsächlich auf drei Länder zurückzuführen, deren Regierungen dem Wunsch ihrer Bevölkerung nach Demokratie gleichgültig gegenüberstehen», schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie. In Myanmar, wo das Militär im Februar 2021 durch einen Putsch die Macht zurückerobert habe, sässen aktuell 53 Medienschaffende im Gefängnis. Vor einem Jahr waren es noch zwei gewesen.
In Belarus, wo Präsident Alexander Lukaschenko im August 2020 seine umstrittene Wiederwahl erreichte, sitzen nun 32 Journalisten hinter Gittern, sieben waren es vor einem Jahr.
Auch die zunehmende Kontrolle Chinas über Hongkong habe zu einer Verschärfung der Lage geführt. Dort sei das nationale Sicherheitsgesetz als Vorwand für die Inhaftierung von derzeit mindestens zehn Journalisten genutzt worden. Zuvor sei Hongkong durch seinen Sonderstatus noch ein regionales Vorbild für die Achtung der Pressefreiheit gewesen.
Anteil der Frauen fast verdoppelt
Der Frauenanteil unter den inhaftierten Medienschaffenden hat sich laut RSF seit 2017 fast verdoppelt. Waren es damals noch rund 6.6 Prozent, sind es inzwischen 12.30 Prozent. Insgesamt seien seit Beginn der RSF-Zählung noch nie so viele Frauen wegen journalistischer Arbeit eingesperrt gewesen. Belarus hat sogar mehr weibliche als männliche Medienleute in seinen Gefängnissen: 15 Männer, 17 Frauen.
Die meisten Gefangenen, die wegen Arbeit für die Presse festgenommen wurden, hat China mit 127. Es folgen Myanmar mit 53, Vietnam mit 43, Belarus mit 32 und Saudi-Arabien mit 31. Reporter ohne Grenzen griff einige Fälle als besonders besorgniserregend heraus. Zu ihnen zählt der Wikileaks-Gründer Julian Assange, dem im Falle einer Auslieferung in die USA bei einer Verurteilung bis zu 175 Jahre Haft drohen.