Die Zahl der Flüchtlinge und Migranten, die im laufenden Jahr auf dem Weg nach Europa die Route über das Mittelmeer gewählt haben, hat 300'000 deutlich überschritten. Im kompletten vergangenen Jahr waren es laut dem Uno-Hochkommissariat für Flüchtlinge, UNHCR, noch knapp 220'000 gewesen.
Rund 200'000 Bootsflüchtlinge seien im laufenden Jahr bereits in Italien an Land gegangen, sagte UNHCR-Sprecherin Melissa Fleming in Genf. Rund 110'000 hätten es nach Griechenland geschafft. Viele sind in Italien gestrandet. Gegen 3000 Todesopfer sind offiziell bekannt. In dieser Zahl sind diejenigen Toten nicht enthalten, die in den letzten Tagen starben. Allein am Donnerstag ertranken vermutlich 200 Flüchtlinge vor der lybischen Küste als ihr Boot kenterte.
Viele der Opfer verlieren ihr Leben aber nicht, weil die Boote auf offener See kentern, sondern aufgrund der Bedingungen auf den Schlepper-Schiffen.
Schlepper verlangen Geld für frische Luft
«Die Art, wie die Menschen auf die Boote gepfercht weren, ist der Grund für die Todesfälle», sagte Fleming. So seien erst am Donnerstag im Innern eines Bootes zusammengepferchte Flüchtlinge entdeckt worden, von denen einer berichtet habe, sie hätten den Schmugglern Geld bezahlen müssen, um zum Atmen an die frische Luft zu dürfen. Häufig sind die Menschen auf den Schiffen auch giftigen Dämpfen ausgesetzt.
UNHCR-Sprecherin Fleming forderte mehr legale Alternativen zur lebensgefährlichen Überfahrt. Die jetzigen Regelungen seien angesichts der Anzahl der Migranten ungenügend.