Andrew Smith ist ein Zahlenmensch. Und er jongliert mit Nullen, dass es einem schwindlig wird: «20'000 Tonnen Lithium werden wir hier ab 2040 produzieren. Das reicht für 500'000 Fahrzeuge pro Jahr.» In einem atemlosen Stakkato nennt der gebürtige Australier weitere Zahlen, die deutlich machen, dass sein Bergbauunternehmen Grosses vorhat.
«Unsere Lithium-Produktionsanlage wird zwischen 12 und 14 Fussballfelder gross sein», blickt Smith bei einem Rundgang durch die Versuchsanlage in eine nicht allzu ferne Zukunft: «Die Anlage wird rund 500-mal so gross sein wie diese hier.»
Investition von rund 700 Millionen Euro
Die riesige Lithium-Verarbeitungsanlage soll in den Hügeln hinter Saint Austell entstehen, unter der Federführung des französischen Bergbaukonzerns Imerys, der dazu mit British Lithium zusammenspannt.
«Wir werden bis zu 700 Millionen Euro investieren», sagt Andrew Smith, Geschäftsführer des Gemeinschaftsunternehmens. 12 Millionen sind bereits in eine Versuchsanlage geflossen, in der ein neues Verfahren entwickelt worden ist, «das elektromagnetisch funktioniert und ohne giftige Chemikalien auskommt». Smith will damit Bedenken von Umweltgruppen entkräften.
In den grossen Lithium-Abbaugebieten in Chile, Argentinien und Bolivien wird Lithium chemisch aus Sole-Gesteinsschichten gelöst und in Salzseen unter freiem Himmel getrocknet, was grosse Umweltschäden verursacht.
Kaolingruben werden wiederbelebt
Imerys besitzt 2200 Hektar Boden in Cornwall und ist seit Jahrzehnten im Südwesten Englands tätig. Sie betreibt dort mehrere Minen im Tagebau, in denen unter anderem Kaolin für die Porzellanherstellung abgebaut wird.
Nun will Imerys stillgelegte Kaolingruben bei Saint Austell wiederbeleben, weil dort Granitgestein mit einem hohen Lithium-Anteil lagert. Um ein Kilogramm Lithium zu gewinnen, müssen 1000 kg lithiumhaltiger Granit aus dem Berg gebrochen, zerkleinert und elektromagnetisch bearbeitet werden.
Grossprojekt mit Chancen und Risiken
Die Pläne wecken in Cornwall Hoffnungen auf eine neue Blüte. Hier wird seit über 4000 Jahren Bergbau betrieben. Es begann in der Bronzezeit – mit dem Abbau von Zinn. «Der Lithium-Abbau ist ein logischer Schritt», begrüsst Regionalrätin Loveday Jenkin die Pläne.
Sie politisiert links der Mitte in der Partei Mebyon Kernow, die regionale Autonomie fordert. «Am besten wäre es aber, wenn das Lithium in Cornwall zu Batterien verarbeitet würde, statt es weit weg zu verfrachten und später in teuren Autos wieder zurückkaufen zu müssen.»
Umweltgruppen hingegen sehen Risiken: «Wir wissen noch zu wenig darüber, wo das Gestein deponiert werden soll und welche Auswirkungen dies auf die Umwelt haben wird», sagt Nichola Andersen vom Klima-Netzwerk Cornwall. Sie befürchtet viele Lastwagenfahrten und Abgase, die dem Klima schaden würden und verlangt eine transparente Information der lokalen Bevölkerung.
Firmenchef Andrew Smith will dem Rechnung tragen. Er plant in den nächsten Wochen Informationsnachmittage in verschiedenen Ortschaften und verspricht: «Wir werden die Lithium-Fabrik mit erneuerbarem Strom betreiben, was die CO₂-Emissionen senkt. Und da wir keine giftigen Chemikalien einsetzen, können wir das übrig gebliebene Gestein vor Ort deponieren. Wir werden die aufgefüllten Gruben renaturieren.»