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Bundespräsident Berset im Flüchtlingslager in Kenia
Aus Echo der Zeit vom 10.07.2018. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 44 Sekunden.

Berset in Flüchtlingslager «Wenn es hier keinen Platz gäbe – wo würden sie hin?»

Bundespräsident Berset war auf Staatsbesuch in Kenia. Und lobte den Umgang des Landes mit den Flüchtlingen.

Bundespräsident Alain Berset war gestern und heute auf Staatsbesuch in Kenia. Dabei hat er sich die Flüchtlingslager rund um Kakuma im Norden des Landes angeschaut. Fast 200'000 Flüchtlinge vor allem aus dem Südsudan leben dort, zum Teil schon seit Jahren. Wie Kenia mit seinen Flüchtlingen umgeht, erntet Lob vom Bundespräsidenten. Und er unterstreicht die Wichtigkeit, dass die Schweiz diese lokalen Initiativen unterstütze.

Tanzende Männer
Legende: Willkommenstanz von jungen Südsudanesen im Flüchtlingscamp. Anna Lemmenmeier / SRF

Landepiste Kakuma, eineinhalb Flugstunden von Kenias Hauptstadt Nairobi entfernt. Bei satten 30 Grad heisst eine Gruppe von Flüchtlingen aus dem Südsudan Bundespräsident Alain Berset mit einem spektakulären Tanz willkommen. Es ist 18 Jahre her, seit ein ausländisches Staatsoberhaupt sich in den trockenen, dünnbesiedelten Norden Kenias, nach Kakuma, begab. Ein paar Fotos, Händeschütteln, ab ins Auto.

Berset schüttelt Hände von farbig angezogenen Tänzern
Legende: Weiter geht's. Anna Lemmenmeier / SRF

Die 13 Autos lange Karavane setzt sich in Bewegung und stoppt bei einer Flüchtlingsfamilie. In einem winzigen Raum in einem kleinen Häuschen aus Stein heisst eine junge Frau aus dem Südsudan die Besucher willkommen. Unter Blitzlicht gibt Agnes Aketo Edward dem Bundespräsidenten Auskunft über ihr Leben als Flüchtling in Kenia. Agnes ist eine von über 100'000 Südsudanesinnen und Südsudanesen, die vor dem Krieg in ihrer Heimat flohen und in Kakuma Unterschlupf fanden.

Frau mit Kleinkind auf dem Arm spricht mit Berset
Legende: Die Südsudanesin Agnes Aketo Edward fand in Kakuma Zuflucht. Anna Lemmenmeier / SRF

Fast ausschliesslich in Flüchtlingslagern beherbergt Kenia über eine halbe Million Flüchtlinge. Dafür findet der Schweizer Bundespräsident lobende Worte: «Kenia ist kein reiches Land. Trotzdem ist das Land sehr offen für Flüchtlinge und hilft ihnen.» Für diese grosse Leistung könne man ihnen nur danken. «Wenn es hier keinen Platz für diese Menschen gäbe – wo würden sie sonst hingehen?»

Vogelperspektive auf das Flüchtlingscamp
Legende: Das Flüchtlingslager in Kakuma. Reuters

Die Schweiz versuche diese lokalen Bemühungen zu unterstützen, sagt Berset. So finanziert die Schweiz ein Ausbildungsprogramm in Kakuma. Zum Beispiel zur Schneiderin. An einer Nähmaschine sitzt eine junge Frau, welche Taschen näht. Damit Flüchtlinge nicht nur in Lagern herumsitzen, sollen sie so eine Ausbildung erhalten. Fähigkeiten, welche sie in der lokalen Wirtschaft im Gastland einsetzen können. Und welche sie mitnehmen können, wenn sie wieder in ihre Heimatländer zurückkehren.

Berset mit südsudanischen Mädchen
Legende: Das Camp gibt knapp 200'000 Menschen ein Dach über dem Kopf. Anna Lemmenmeier / SRF

Doch die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA, welche das Projekt in Kakuma initiiert hat, gerät in der Schweiz immer wieder unter Beschuss. Aussenminister Ignazio Cassis verglich die DEZA wegen ihrer Grösse jüngst mit einer Armee, bürgerliche Politiker fordern schon lange, die Entwicklungshilfegelder zu kürzen.

Wenn Flüchtlingen vor Ort geholfen wird, findet dies dann auch nicht nur Zustimmung. Man sollte kohärent bleiben.
Autor: Alain Berset Bundespräsident

Bundespräsident Alain Berset überzeugt deren Argumentation nicht: «Ab und zu hört man, es sollte in der Schweiz für die Flüchtlinge nichts getan werden, weil man ihnen vor Ort helfen soll. Und wenn ihnen vor Ort geholfen wird, findet dies dann auch nicht nur Zustimmung. Man sollte kohärent bleiben.»

Berset in der Schule
Legende: Auf Ausbildung wird in Kakuma Wert gelegt. Keystone

Als letzte Station führt der Staatsbesuch in eine lokale Schule in Kakuma. 250 Schülerinnen und Schüler sitzen dichtgedrängt im Klassenzimmer. Und applaudieren dem hohen Besuch zur Ankunft. Bundespräsident Berset übernimmt denn auch gleich den Französischunterricht.

Autohaube und Zuschauer am Strassenrand
Legende: Nach fünf Stunden heisst es Abschied nehmen. Anna Lemmenmeier / SRF

Nach 5 Stunden in und um die Flüchtlingslager hat der Bundespräsident genug gesehen: «Das, was wir hier tun, ist nicht nur zu Gunsten der Leute, die hier leben, sondern auch von uns in der Schweiz. Es sei wichtig, gute Lösungen vor Ort zu finden. «Ausserdem verhindert es vielleicht auch weitere Migrationsströmungen», sagt Berset. Eine Debatte, die schliesslich nicht nur die Schweiz, sondern auch Europa beschäftigt.

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