- Der französische Präsident Emmanuel Macron will Korsika mehr Autonomie gewähren.
- Innerhalb von sechs Monaten solle eine Einigung gefunden werden, um das Vorhaben voranzubringen.
- Macron sieht in seinem Vorschlag einen grundlegenden Wandel in der Beziehung zwischen Korsika und der Regierung in Paris.
Bei seinem Besuch auf der Insel sagte er im Lokalparlament: «Lassen Sie uns die Kühnheit haben, eine Autonomie für Korsika in der Republik zu schaffen.» Er betonte, es ginge dabei nicht um eine Autonomie «gegen den Staat».
Macron versprach bei seinem Besuch in der Hauptstadt Ajaccio, die Gemeinschaft und die Sprache der Korsinnen und Korsen anzuerkennen. Korsisch solle in der Schule besser gelehrt und die Zweisprachigkeit auf der Insel mehr gefördert werden. Die institutionellen Veränderungen sollten Korsika ermöglichen, im Rahmen der Republik die eigene Seele und Identität zu bewahren.
Der 45-jährige Präsident sagte auch, dass er es befürworte, die Spezifitäten der Inselbevölkerung in der französischen Verfassung zu verankern, wie korsische Nationalisten es gefordert hatten. Dazu solle es einen eigenen Artikel geben. Ausserdem sollten die Kräfte vor Ort mehr Befugnisse haben, um Normen und Gesetze nach ihren Bedürfnissen anzupassen.
Spannungen zwischen Ajaccio und Paris
Das Verhältnis zwischen Korsika und der Regierung in Paris gilt seit langem als schwierig. Jahrzehntelang kämpften korsische Separatisten für mehr Eigenständigkeit, oft mit Gewalt. Die Untergrundorganisation FLNC legte 2014 die Waffen nieder. Etwa zeitgleich gewannen gemässigte Nationalisten politisch an Bedeutung, die mittlerweile die Mehrheit im Regionalparlament haben und den Autonomiestatus fordern.
Vor anderthalb Jahren waren die Spannungen wieder deutlich zutage getreten. Der wegen Mordes an einem französischen Präfekten in Haft sitzende korsische Nationalist Yvan Colonna war nach einem Angriff in einem französischen Gefängnis gestorben. Auf Korsika entflammten Proteste mit teils heftigen Ausschreitungen. Die Regierung sondierte monatelang mit Vertretern der Insel ein neues Verhältnis.