Zum Inhalt springen
Video
In Ajaccio warfen Demonstrierende Steine und Rauchbomben in Richtung der Präfektur
Aus News-Clip vom 10.03.2022.
abspielen. Laufzeit 31 Sekunden.

Über 30 Verletzte in Korsika Schwere Ausschreitungen in mehreren korsischen Städten

  • Auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika ist es am Mittwochabend zu schweren Ausschreitungen gekommen.
  • Unter anderem wurden in Bastia im Norden 23 Polizisten, mindestens drei Demonstranten sowie ein Fotojournalist verletzt, teilte die Präfektur der Region Haute-Corse mit.
  • Auf der Insel kommt es seit rund einer Woche zu Demonstrationen und Ausschreitungen, nachdem der korsische Separatist Yvan Colonna im Gefängnis lebensgefährlich verletzt worden war.

In Bastia sollen gewalttätige Demonstrierende Polizisten beim Präfekturgebäude der Stadt unter anderem mit 95 Molotow-Cocktails angegriffen haben.

In der Inselhauptstadt Ajaccio im Süden der Insel gingen Demonstranten nach Angaben der dortigen Präfektur unter anderem mit Brandbomben und Steinen auf die Polizei los. Diese habe darauf Tränengas und Schockgranaten eingesetzt. Die Behörden meldeten mindestens vier Verletzte, darunter einen Journalisten.

Polizisten und ein kleines Feuer auf einer Strasse in Ajaccio.
Legende: Bereits am 8. März gingen in Ajaccio Studierende wegen des Angriffs auf Yvan Colonna auf die Strasse. imago images

Der Zeitung «Corse Matin» zufolge wurde auch der Justizpalast von einem Molotow-Cocktail getroffen, die Feuerwehr löschte einen Brand.

Auch in der Stadt Calvi griffen Demonstranten nach Behördenangaben ein Verwaltungsgebäude mit Brandbomben und Steinen an.

Gefängnisangriff als Auslöser der Demonstrationen

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Korsinnen und Korsen demonstrieren am 28. März 2009 in Ajaccio gegen die Verurteilung von Yvan Colonna. Reuters

Der korsische Separatist Yvan Colonna (61) ist wegen des Mordes am Präfekten von Korsika 1998 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Seit er im Gefängnis im südfranzösischen Arles von einem Mitgefangenen angegriffen worden ist, befindet sich Colonna im Koma. Beim Angreifer handelte es sich um einen wegen Terrorismus verurteilten französischen Dschihadisten.

Demonstrierende werfen den französischen Behörden vor, Colonna entgegen dessen Bitte nicht in ein Gefängnis auf Korsika verlegt zu haben.

Korsische Separatisten kämpften jahrzehntelang mit Gewalt für die Unabhängigkeit von Frankreich. 2014 legte die Untergrundorganisation FLNC die Waffen nieder, etwa zeitgleich gewannen gemässigte Nationalisten politisch an Bedeutung.

Der Schweizer Journalist Ruedi Balmer beobachtet die Vorgänge aus Paris. Dass sich die Proteste nun derart entzünden, liegt für Balmer an Colonnas symbolischer Stellung für den korsischen Widerstand. «Und auf Korsika besteht der Eindruck, dass er wegen einer politisch motivierten Tat verurteilt worden ist und als Korse auf dem französischen Festland ungleich härter angepackt worden ist.»

Colonna als besonders gefährlich eingestuft

Die Separatisten fordern schon länger, dass ihre Mitglieder im Falle einer Verurteilung ihre Haftstrafe auf Korsika absitzen können. Dies, damit ihre Familien sie besuchen können. Colonna gehört in Frankreich zu den 350 als besonders gefährlich eingestuften Gefangenen. Insgesamt sitzen derzeit fast 70'000 Menschen in französischen Haftanstalten ein.

Aufgrund von dessen vermeintlicher Gefährlichkeit seien auch Colonnas Anträge auf eine Verlegung nach Korsika systematisch abgelehnt worden, erklärt Balmer. «Nun geben die Demonstranten auf Korsika dem französischen Staat eine Mitverantwortung für den Mordversuch. Denn er habe Colonna einer Gefahr ausgesetzt.»

Generell überrascht es Balmer nicht, dass gerade junge Menschen an den gewaltsamen Protesten teilnahmen. «Viele Leute auf Korsika haben das Gefühl, dass der Inselstatus Benachteiligungen mit sich bringt. Gerade bei der Jugend herrscht eine grosse Unzufriedenheit über die Perspektiven.»

SRF 4 News, 10.03.2022, 04:00 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel