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USA: Lehrpersonen werden nach Schnellbleiche bewaffnet
Aus Echo der Zeit vom 24.10.2022. Bild: SRF/Barbara Colpi
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Bewaffnete Lehrer in den USA Dreitägige Schnellbleiche für das Waffentragen im Klassenzimmer

Im Bundesstaat Ohio mussten Lehrpersonen bisher 700 Stunden Ausbildung absolvieren, um sich bewaffnen zu dürfen. Neu brauchen sie nur noch eine Schnellbleiche von 24 Stunden.

In einer abgelegenen Gegend im Süden des US-Bundesstaates Ohio befindet sich das «Tactical Defense Institute». Dieses gilt in den USA seit Jahren als führend, wenn es darum geht, Lehrpersonen im Umgang mit Waffen auszubilden.

Sieben Lehrpersonen absolvieren den dreitägigen Kurs für je acht Stunden. Dieser ist Voraussetzung, um sich im Klassenzimmer bewaffnen zu dürfen.

Schild mit actical Defense Institute
Legende: Das «Tactical Defense Institute» liegt in einer ländlichen Gegend und ist bekannt dafür, Lehrpersonen an der Waffe auszubilden. SRF / Barbara Colpi

Einige, wie Nick, hatten bis vor Kurzem noch nie eine Waffe in der Hand. Die Massenschiesserei an einer Schule in Texas letzten Mai führte zu einem Umdenken. Damals wurden 19 Kinder und zwei Lehrpersonen getötet.

Die Kursteilnehmenden sind in der Schiessstellung, während das jeweilige Betreuungspersonal dahintersteht.
Legende: Instruktorin Angela Armstrong beobachtet die Lehrer auf dem Schiesstand. Die Ausbildung an der Waffe dauert insgesamt 24 Stunden. SRF / Barbara Colpi

Nick sagt, er habe daraufhin mit seiner Frau diskutiert und gemeinsam seien sie zum Schluss gekommen, dass er sich in der Schule bewaffnen werde. Zum Schutz seiner eigenen und aller Kinder in der Schule.

Nick ist Sportlehrer an einer Highschool und seit diesem Schuljahr auch stellvertretender Schulleiter. Er will nur mit seinem Vornamen genannt werden – genau wie Michael, der ebenfalls an einer Highschool unterrichtet, jedoch schon mehr Erfahrung im Umgang mit Waffen hat.

Immer mehr Schiessereien an US-Schulen

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Schiessereien an US-Schulen mit Verletzten und Toten haben in den letzten Jahren zugenommen. Eine der tödlichsten Massenschiessereien an einer Schule ereignete sich im Mai 2022 im texanischen Uvalde. Ein 18 Jahre alter Schütze tötete 19 Kinder und zwei Lehrerinnen.

Während die Sicherheitsvorkehrungen an Schulen immer strikter werden, wird auch der Ruf, Lehrpersonen zu bewaffnen, lauter. In gut der Hälfte der US-Bundesstaaten dürfen Lehrpersonen Waffen im Klassenzimmer tragen.

Kurz nach der Massenschiesserei in Uvalde erliess der Bundesstaat Ohio ein Gesetz, das Lehrpersonen ermöglicht, nach einer 24-stündigen Ausbildung Waffen im Klassenzimmer zu tragen.

Da nun immer mehr Schulen Lehrpersonen erlauben, sich zu bewaffnen, sei für ihn der Moment gekommen, diesen Kurs zu absolvieren, sagt Michael: «Ich komme aus einer ländlichen Gegend und es dauert zwanzig Minuten vom Sheriffbüro bis zur Schule. Wertvolle Minuten, in denen bewaffnete Lehrer Leben retten können.»

Waffenindustrie unterstützt Kurse finanziell

Das tönt ganz nach dem Motto der Organisation, die die Kurse durchführt: «Faster saves lives» – schneller rettet Leben. Joe Eaton ist einer der Organisatoren und überzeugt Lehrpersonen, sich zu bewaffnen sei der richtige Weg, um Schulen sicherer zu machen.

Mitfinanziert werden die Kurse durch Spendengelder aus der Waffenindustrie, die daran interessiert ist, möglichst viele Menschen zu bewaffnen. Genaue Zahlen, wie viele Lehrpersonen in Ohio die Schnellbleiche im Schusswaffentraining absolviert haben, gibt es nicht. Organisator Joe Eaton spricht von rund 3000 Personen in den letzten Jahren und sagt, die Kurse boomten.

Die Teilnehmenden machen nicht den Eindruck, Waffennarren zu sein. Vielmehr haben sie sich für die Ausbildung entschieden, weil sie fest davon überzeugt sind, so für das Wohl der Kinder zu sorgen. Und auch aus Angst, wie Nick zugibt.

Rollenspiele bereiten auf Ernstfälle vor

Geschult werden die Teilnehmenden nicht nur im Schiessen, sondern auch darin, wie sie sich in einem Ernstfall zu verhalten haben. Auf dem weitläufigen Gelände stehen mehrere Häuser mit verschiebbaren Sperrholz-Wänden und Treppen. Dort werden verschiedene Rollenspiele geübt. Die echten Waffen werden durch Softair-Waffen mit Plastikkügelchen getauscht.

Gebäude auf dem Gelände des Defense Instiutute
Legende: In solchen Gebäuden üben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Waffenkurse auch, wie man sich in verschiedenen Situationen verhalten soll. SRF / Barbara Colpi

Instruktorin Angela Armstrong gibt das Kommando. Jede Lehrperson muss einzeln ins fiktive Schulhaus hineingehen, einen Amokschützen im Klassenzimmer identifizieren und erschiessen. Sie beobachtet und bewertet die Teilnehmenden.

Angela Armstrong ist seit sieben Jahren Instruktorin. Sie sagt, zu sehen, wie die Lehrpersonen sich bei jedem Rollenspiel verbesserten, sei für sie etwas vom Schönsten und es fühle sich an, als sei Gott hier am Werk.

Nick bezeichnet die Rollenspiele als sehr wertvolle Erfahrung. Die Situation fühle sich sehr real an und bestätige ihn erst recht darin, sich zu bewaffnen.

Neues Waffengesetz ist umstritten

Während der kurzen Mittagspause gibt es einen Vortrag über Erste Hilfe. Der Kurs ist dichtgedrängt, auf die Teilnehmenden prasseln sehr viele Informationen ein. Genau das kritisieren die Gegner des neuen Gesetzes in Ohio. Ein dreitägiger Kurs zu je acht Stunden sei viel kurz, um sich danach bewaffnen zu dürfen.

Porträt Julie Sellers
Legende: Die Gewerkschafterin Julie Sellers übt heftige Kritik an der Waffen-Schnellbleiche für Lehrerinnen und Lehrer. SRF / Barbara Colpi

Die Lehrergewerkschaften wehrten sich vergeblich mit dem Argument, Lehrpersonen müssten sich in erster Linie um die Kinder kümmern. Es sei absolut lächerlich zu denken, mehr Waffen in Schulen machten sie sicherer, sagt Julie Sellers. Sie ist Präsidentin der grössten Lehrergewerkschaft in Cincinnati. Zusätzliche Waffen stellten eine Gefahr dar, davon ist sie überzeugt.

Auch die Polizeigewerkschaft befürchtete mehr Chaos und grob fahrlässigen Umgang mit Waffen in einem hochsensiblen Umfeld wie der Schule.

5 Sicherheitsregeln aufgelistet: Jede Waffe als geladen betrachten, den Finger ausserhalb des Abzugbügels halten etc.
Legende: Die geltenden Sicherheitsregeln auf dem Schiessstand. SRF / Barbara Colpi

Jeremy Scott ist der Vize-Sheriff des örtlichen Countys. Er nimmt freiwillig am Kurs teil. Scott hat seine Meinung geändert und ist inzwischen überzeugt, die Polizei brauche zur Unterstützung bewaffnete Lehrpersonen – vorausgesetzt, dass diese gewillt, fähig und geeignet für Waffen seien.

Der Vize-Sheriff glaubt auch an eine abschreckende Wirkung, wenn bekannt ist, dass an einer Schule bewaffnete Lehrpersonen unterrichten, ohne dass man weiss, welche es sind. Wichtig sei, die Zusammenarbeit der Polizei mit den jeweiligen Schulbehörden, betont er.

Schiessen als Abschlussqualifikation

Bei den Kursteilnehmenden steigt die Nervosität. Das abschliessende Qualifikationsschiessen steht an. Gesetzlich vorgeschrieben ist es nicht, doch diverse Schulen verlangen dies zusätzlich, bevor sich eine Lehrperson bewaffnen darf.

Die Kursteilnehmer beim abschliessenden Qualifikationsschiessen.
Legende: Die Kursteilnehmer beim abschliessenden Qualifikationsschiessen. SRF / Barbara Colpi

Die Teilnehmenden müssen aus verschiedenen Distanzen, in der Vorwärtsbewegung, mit Nachladen und unter Zeitdruck die Silhouette einer Person treffen.

Nick ist besonders nervös. Prompt macht er bei beiden Versuchen zu viele Fehlschüsse und verpasst die Qualifikation. Klar sei er enttäuscht, sagt er, doch er gebe nicht auf und trainiere weiter.

Zwei Schiessblätter eines Schiessstandes sind zu sehen: Dabei wird die Form eines menschlichen Oberkörpers abgebildet.
Legende: Nicks Mannscheibe (rechts) hält fest: 24 Treffer. Die Streuung seiner Schüsse war grösser als jene von Steve (links). Für die Abschlussqualifikation zählen aber die Treffer im hellgrauen Bereich innerhalb der vorgegebenen Zeit. SRF / Barbara Colpi

Michael hat die Qualifikation gleich im ersten Versuch geschafft und freut sich über den Erfolg. Er gehört fortan zu den Lehrern, die mit einer Waffe im Klassenzimmer unterrichten. Stolz nimmt er zum Abschluss noch eine spezielle Auszeichnung für die volle Punktzahl von 28 Treffern entgegen.

Echo der Zeit, 24.10.2022, 18 Uhr

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