Dieser Gipfel hätte die EU eigentlich näher bringen sollen. Bringt er das?
Sebatian Rammspeck: Nun, es gibt in der EU zwei ganz tiefe Gräben. Der eine ist derjenige der Flüchtlingsfrage. Der verläuft zwischen den westlichen und den östlichen EU-Staaten. Dann gibt es einen zweiten sehr tiefen Graben. Die Zukunft der Euro-Zone. Wie weiter mit der Sparpolitik? Hier verläuft der Graben zwischen Nord und Süd. Diese beiden grossen, tiefen Gräben werden sich an diesem Gipfel nicht so leicht zuschütten lassen.
Bei vielem ist man sich aber auch einig. Beim Thema Brexit, wie wir gesehen haben. Zumindest im Moment. Wo noch?
Neben dem Eintritt zu weiteren Brexit-Verhandlungen wurde auch eine engere militärische Zusammenarbeit zwischen den EU-Staaten beschlossen. Ohne Widerrede, ohne Widerspruch. Im Gegenteil, mit sehr viel Enthusiasmus. Das wäre vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen.
Der Beschluss, die Russland-Sanktionen zu verlängern und das gegen Putin, ist ein weiterer Beschluss, der vor zwei Jahren undenkbar gewesen wäre. Wiederum ohne Streit und ohne grosse Debatte. Neben Euro und Flüchtlingsfrage gibt es in der Europäischen Union heute tatsächlich sehr viel mehr Einigkeit als noch vor zwei Jahren.
Das Gespräch führte Roger Brändlin