- Im Norden Mexikos haben sich mutmassliche Mitglieder eines Drogenkartells und Sicherheitskräfte tödliche Schiessereien geliefert.
- Dabei wurden laut Angaben der Behörden 20 Menschen getötet – zuvor war von 21 Toten die Rede gewesen.
14 Verdächtige, vier Polizisten und zwei Zivilisten seien bei den Gefechten in der Ortschaft Villa Unión getötet worden, sagte der Gouverneur des Bundesstaats Coahuila, Miguel Ángel Riquelme Solís, am Sonntag. Sechs weitere Polizisten wurden bei den Kämpfen demnach verletzt.
Die Auseinandersetzungen begannen bereits am Samstag, als eine bewaffnete Gruppe in die Kleinstadt nahe der US-Grenze einfiel und zunächst Schüsse auf örtliche Verwaltungsgebäude abfeuerte. Aufnahmen zeigten mit Schusslöchern übersäte Gebäude, darunter auch das Rathaus der Stadt, sowie Fahrzeuge.
Als die Polizei eintraf, lieferte sie sich mit den mutmasslichen Kriminellen heftige Feuergefechte. Nach Angaben des Gouverneurs standen 15 Polizisten rund eineinhalb Stunden mehr als 60 Kartellmitgliedern gegenüber, bis Soldaten, Nationalgardisten und weitere Polizisten zur Verstärkung anrückten.
Die Sicherheitskräfte leiteten daraufhin einen Grosseinsatz ein und suchten mit Patrouillen am Boden und zwei Helikoptern nach weiteren Verdächtigen in der Region. Dabei kam es im Morgengrauen zu den erneuten Zusammenstössen mit Toten. Vier entführte Minderjährige wurden aus der Gewalt der Bande befreit.
Fast 100 Morde pro Tag
Mexiko hat seit Jahren ein massives Problem mit Gewaltkriminalität. Im letzten Jahr wurden in dem Land mit 130 Millionen Einwohnern mehr als 36'000 Morde registriert – also fast 100 pro Tag. Die Gewalt geht zu einem grossen Teil auf das Konto von Banden, die in Drogenhandel, Entführungen und Erpressungen verwickelt sind.
Die meisten dieser Verbrechen in Mexiko werden nie geahndet. Erst Anfang November hatten mutmassliche Angehörige eines Drogenkartells auf einer Landstrasse im Norden Mexikos eine mormonische Grossfamilie US-amerikanischer Herkunft angegriffen. Sie erschossen sechs Kinder im Alter zwischen acht Monaten und elf Jahren sowie drei Frauen. Weitere Kinder wurden verletzt.
«Umarmungen statt Kugeln»
Vor genau einem Jahr hatte Staatschef Andrés Manuel López Obrador die Regierungsgeschäfte übernommen. Er versprach «Abrazos, no balazos» (Umarmungen, keine Schüsse) und wollte mit Sozialmassnahmen und Präventionsprogrammen die Kriminalität eindämmen. Tatsächlich dreht sich die Gewaltspirale aber immer weiter, über Teile des Landes hat die Regierung mittlerweile die Kontrolle verloren.