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Die US-Wirtschaft läuft gut - aber wie lange?
Aus Echo der Zeit vom 28.07.2018. Bild: Keystone
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Boom in den USA Wie lange hält Trumps Wirtschaftswunder?

Die amerikanische Wirtschaft boomt. Um gut vier Prozent ist die weltgrösste Volkswirtschaft im zweiten Quartal gewachsen; das wurde Ende Woche bekannt.

US-Präsident Donald Trump betonte vor den Medien das amerikanische Wirtschaftswunder. Für ihn sind die jüngsten Wachstumszahlen erst der Anfang. Die Zahlen seien sehr, sehr nachhaltig, sagte er; sie seien weit mehr als ein kurzzeitiger Erfolg.

Legende:
Die US-Wirtschaft boomt Wachstumsrate des US-Bruttoinlandprodukts (BIP) in Prozent pro Quartal, jeweils auf ein Jahr hochgerechnet (annualisiert). U.S. Bureau of Economic Analysis

Tatsächlich erwarten auch viele Ökonomen, dass die USA bis auf weiteres das Zugpferd der Weltkonjunktur bleiben. Ein Grund sei der kräftige Privatkonsum im Land, erklärt Thomas Gitzel, Chefökonom der international tätigen VP Bank im liechtensteinischen Vaduz: «Der private Konsum in den USA wird sehr robust weiterlaufen.» Das läge daran, dass in der grössten Volkswirtschaft der Welt Vollbeschäftigung herrsche.

Zollkonflikt mit China als ernste Gefahr

Solange die Amerikanerinnen und Amerikaner Arbeit hätten und weiter rege konsumieren würden, sei der Aufschwung intakt. Das Wachstums-Tempo jedoch könne rasch wieder abnehmen, warnt der Ökonom. Denn der Zollkonflikt mit China und anderen wichtigen Handelspartnern sei eine ernste Gefahr.

«Sollten weitere Zölle – zum Beispiel gegenüber China – den US-Unternehmenssektor stark verunsichern, dürften wir den Effekt bekommen, dass Unternehmensinvestitionen zurückgestellt werden und damit das Wachstum insgesamt abgeschwächt wird.»

Das heisst: Die US-Firmen würden beispielsweise weniger Geld in neue Fabriken stecken, solange sie befürchten müssen, dass der Handelszwist eskaliert, den Trump vom Zaun gerissen hat.

Zollmauern: ein zweischneidiges Schwert

Bereits sind Wirtschaftsvertreter beim Weissen Haus in Washington vorstellig geworden und haben versucht, dem US-Präsidenten klar zu machen: Auch amerikanische Firmen leiden, wenn Trump die heimischen Märkte mit Zollmauern abschottet.

Denn die Firmen sind global vernetzt. Die US-Autoindustrie zum Beispiel bezieht Autoteile auch aus Europa und China. Höhere Zölle würden amerikanische Autos für den US-Heimmarkt verteuern, sagt Thomas Gitzel. Und damit bestehe die potenzielle Gefahr, dass der Absatz von Autos in den USA ins Stocken gerate.

Verunsicherung als Investitionshemmnis

Das Hauptproblem sei dabei die wachsende Verunsicherung in den Köpfen der Firmenmanager: Weil diese nicht wüssten, was auf sie zukomme bei einer handelspolitischen Eskalation – etwa mit China. Ein negativer Effekt, der mit ökonomischen Modellen schwer zu fassen sei. «In solch einem Umfeld werden die Unternehmen nicht mehr Geld in die Hand nehmen und in ihr eigenes Unternehmen stecken», was die Unternehmensinvestitionen härter treffen werde, als es die Modelle abbilden.

Am Ende doch auf der Verliererseite

Trump werde sich aber davon kaum gross beeindrucken lassen, meint der Chefökonom der VP Bank. Der US-Präsident werde wohl an seiner konfrontativen Handelspolitik festhalten. Und am Ende könnten deshalb die US-Wirtschaft und Trump selbst auf der Verliererseite stehen. «Trump schiesst sich mit diesen Massnahmen ins eigene Knie», so Gitzel.

Auf den Jubel über den Aufschwung in den USA könnte darum schon in wenigen Quartalen die Ernüchterung über das Ende des Booms folgen.

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