Mehr als die Hälfte der Regierungsmannschaft von Theresa May hat sich auf den Hinterbänken der konservativen Parlamentsfraktion eingerichtet.
Gezeitenwechsel in Londons Regierungsviertel
Weniger als ein halbes Dutzend trat in vorauseilendem Gehorsam zurück. Der Rest wurde von Boris Johnson entlassen, darunter zahlreiche Anhänger seines Rivalen, des bisherigen Aussenministers Jeremy Hunt, der deren Schicksal teilt.
Es war ein politisches Blutbad, ein Gezeitenwechsel, wie wenn eine neue Partei an die Macht gekommen wäre. Das neue Spitzenteam entspricht der Mannschaft, die 2016, zusammen mit Johnson, die Brexit-Referendumskampagne bestimmt hatte.
Unruhestifter als Berater
Als einzige Ausnahme sei Sajid Javid erwähnt, der bisherige Innenminister, der nun prominent für die Finanzen zuständig ist. Als ehemaliger Bankier, der damals gegen den Brexit stimmte, kann er wenigstens zählen, bemerkte ein Beobachter.
Bemerkenswert ist die Ernennung von Dominic Cummings zum Berater des neuen Premierministers. Cummings, offenbar ein genialer Kopf, leitete und prägte eine der beiden Brexit-Kampagnen vor drei Jahren. Aber auch er, genau wie Boris Johnson, ist ein Unruhestifter, der glaubt, in der Zerstörung bestehender Strukturen neue Ideen keimen zu sehen.
Wendehälse und Brexit-Junkies
Das ist ein riskanter Ansatz, denn Johnson selbst huldigt derselben radikalen Überzeugung. Im Innen- und Handelsministerium sitzen nun Frauen, die am rechten Rand der Konservativen Partei stehen.
Im Verbund mit einer grossen Gruppe von bedingungslosen Brexit-Anhängern, ergänzt um einige Wendehälse aus den Zeiten von Theresa May, werden sie nun die britische Regierungspolitik bestimmen.