SRF News: Wie erleben Sie die Situation in Santa Rosa?
Walter Niederberger: Es sieht sehr schlimm aus, fast gespenstisch, wie in einem Albtraum. Die Häuser in zwei ganzen Stadtteilen sind bis auf die Grundmauern abgebrannt. Wenn man durchfährt, sieht man, dass nur noch Kamine und verkohlte Bäume in den Himmel ragen. Man sieht Autoskelette, wie man sie aus Filmen kennt. Oder aus Kriegen.
Die Feuerwehren löschen nicht in erster Priorität die Feuer. Sie retten die Menschen.
Die Polizei patrouilliert, um Plünderungen zu verhindern. Der Brand hat sprichwörtlich wie eine Bombe eingeschlagen, über Nacht. Die Anwohner schliefen alle und mussten in höchster Not fliehen, während schon brennende Teile, Äste oder Trümmer auf ihr Haus stürzten.
Ist es in anderen Teilen Kaliforniens auch so schlimm?
Santa Rosa ist die grösste Stadt hier in der Umgebung und sie ist am meisten betroffen, aber sie ist bei weitem nicht allein in dieser Katastrophe. Auf rund 500 Quadratkilometern in der Region wüten mehr als 20 Feuer. Sie breiten sich aus. Das Ausmass der Zerstörung ist unklar, denn die Feuerwehren löschen gar nicht in erster Priorität. Sie konzentrieren sich darauf, Leben zu retten, Leute zu evakuieren. Deshalb haben sie noch kein einziges der zerstörten Grundstücke inspizieren können.
Die Feuer suchen jetzt Gegenden heim, die immer als sicher galten.
Was macht diese Feuer so gefährlich?
Es ist die totale Willkür. Im Gegensatz zu Wirbelstürmen kann man Feuer nicht berechnen. Bei den Wirbelstürmen in Florida und Texas konnte man sich vorbereiten, man wusste, sie kommen. Die Leute konnten sich vorbereiten und fliehen. Hier ist das nicht möglich. Die Feuer verbreiten sich schnell und sind völlig unberechenbar. Sie suchen jetzt Gegenden heim, die immer als sicher galten. Deshalb ist die Lage so ungemütlich.