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Bauern wehren sich gegen Forderungen der Tierschützer
Aus SRF 4 News aktuell vom 06.09.2019.
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Brände in Megaställen «Viehwirtschaft ist in den Niederlanden eine heilige Kuh»

In den Niederlanden steigt die Zahl der Stallbrände. Dieses Jahr gab es laut Tierschutzorganisationen bereits 13 Feuer. Dabei starben 176'000 Tiere, vor allem Hühner und Schweine. So könne es nicht weitergehen, sagen Tierschützer, und erhalten Unterstützung aus der Politik. Mit dem Widerstand der Bauern sei aber zu rechnen, sagt SRF-Korrespondentin Elsbeth Gugger.

Elsbeth Gugger

Niederlande-Korrespondentin, SRF

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Die Journalistin arbeitet seit 1992 als Korrespondentin aus den Niederlanden für SRF und «NZZ am Sonntag». Vorher war sie bei der Schweizerischen Depeschenagentur tätig.

SRF News: Wieso brennen in den Niederlanden so viele Ställe?

Elsbeth Gugger: Es sind häufig Kurzschlüsse, respektive schlampig montierte oder sogar von Mäusen und Ratten durchgebissene elektrische Leitungen, die zu einem Kurzschluss führen. In einem Fall im vergangenen Juli ging es um Brandstiftung: Ein Nachbar hatte den Stall angezündet. Bei fast der Hälfte aller Stallbrände ist die Ursache jedoch nicht geklärt. Deshalb nimmt eine Expertengruppe jetzt all diese Brände noch einmal unter die Lupe.

Karte der Niederlande, Amsterdam in der Mitte markiert.
Legende: Die Niederlande sind flächenmässig nur ein bisschen grösser ist als die Schweiz. Die Einwohnerzahl ist aber doppelt so hoch. Hinzu kommen Millionen von Nutztieren. SRF

Weshalb sterben bei diesen Bränden so viele Tiere?

Der Grund liegt in der sehr intensiven Viehhaltung. Die Niederlande liegen weltweit an zweiter Stelle, wenn es um den Export von Agrarprodukten geht – das ist eine enorme Leistung. In dem Land leben nicht nur 17 Millionen Menschen, sondern auch 13 Millionen Schweine, vier Millionen Kühe und mehr als 100 Millionen Hühner. Viele dieser Tiere leben zu Tausenden in sogenannten Megaställen. Wenn ein solcher Stall brennt, haben die Tiere keine Chance. Es gibt keine Fluchtwege. Sie können den Stall unter keinen Umständen aus eigener Kraft verlassen und ersticken oder verbrennen.

Nun werden politische Forderungen laut. Welche sind das?

Ein Parlamentarier der Regierungspartei der Demokraten hat die Landwirtschaftsministerin ultimativ dazu aufgefordert, endlich konkrete Massnahmen zu ergreifen, schliesslich habe das Parlament ihr doch schon länger einen entsprechenden Auftrag erteilt.

Die Tierschützer wollen erreichen, dass Sprinkleranlagen in den Ställen und Fluchtrouten für die Tiere gesetzlich vorgeschrieben werden.

Nächsten Mittwoch tagt die Landwirtschaftskommission. Vor der Sitzung will eine grosse Tierschutzorganisation der Ministerin ein paar tausend Trauerkarten überreichen. Auf diesen steht: Dieses Schwein starb – und Hunderte mit ihm. Die Tierschützer wollen damit erreichen, dass Sprinkleranlagen in den Ställen und Fluchtrouten für die Tiere gesetzlich vorgeschrieben werden.

Haben diese Forderungen eine Chance in den Niederlanden?

Ich kann es mir nicht vorstellen, denn sie sind nicht neu. Sie stehen nun einfach wieder im Raum, weil es in den letzten Wochen so viele Brände gab. Aber das Hauptproblem ist die sehr intensive Tierhaltung. Es gibt zig Expertenberichte, die dringend dazu raten, die Anzahl der Tiere zu reduzieren. Schliesslich produzieren all diese Schweine, Hühner und Kühe zehn Prozent des niederländischen Treibhausgasausstosses. Ohne eine Reduktion kann das Land die Pariser Klimaziele nie und nimmer erreichen.

Das Land ist unglaublich stolz auf seinen sehr potenten Agrarsektor. So schnell will man das nicht aufgeben.

Werden die Niederlande die Anzahl der Tiere also verringern?

Nicht, wenn es nach dem Willen der Bauern geht. Alfred Jansen von der Stallbrand-Arbeitsgruppe des Bauernverbandes LTO sagte, man dürfe den Bauern nicht zu viel aufbürden. Ihre Margen seien schon so knapp, dass sie sonst aufgeben würden. Er sprach von der Wichtigkeit des Sektors und davon, dass ganz viele Arbeitsplätze verloren gingen. Die intensive Viehwirtschaft ist in den Niederlanden eine heilige Kuh. Das Land ist unglaublich stolz auf seinen sehr potenten Agrarsektor und so schnell will man das nicht aufgeben.

Das Gespräch führte Hanna Jordi.

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