Der Brand in einem Zentrifugenwerk in der iranischen Atomanlage Natanz am Freitag war schwerwiegender als zunächst berichtet. Die iranische Atomorganisation (AEOI) spricht von «beachtlichen Schäden». In der Anlage werden Zentrifugen gebaut, getestet und mit ihnen wird Uran angereichert.
SRF-Nahost-Korrespondent Pascal Weber geht von einem gezielten Anschlag auf die Anlage im Iran aus.
SRF News: Offenbar war der Brand in der iranischen Nuklearanlage doch kein Unfall, sondern ein Anschlag. Wer könnte dahinterstecken?
Pascal Weber: Diese Vorfälle im Iran in den letzten Tagen folgen einem Muster. Es erinnert sehr an die Ereignisse vor zehn Jahren mit «Stuxnet»: Das war die erste grosse Cyberwaffe von amerikanischer und israelischer Seite, die damals die Zentrifugen des iranischen Atomprogramms stark gestört und danach zerstört hat.
Sollten die USA und Israel hinter dem Vorfall stecken, droht damit ein offener Konflikt mit dem Iran?
Die USA und Israel stehen in der Situation mit dem Iran nicht vor einem Konflikt – sondern schon mittendrin. Der Konflikt wird zwar nicht offen militärisch ausgetragen, sondern verdeckt – auf verschiedenen Ebenen: Da gab es Anfang Jahr die Tötung des iranischen Generals Qassem Soleimani durch die USA. Wir sahen verschiedene Drohnenangriffe auf beiden Seiten. Und diese Angriffe auf die Atomanlage im Iran – und ich gehe davon aus, dass es Angriffe waren – sind ein weiterer Teil in dieser Eskalation.
Die Amerikaner setzen auf maximalen Druck. Und die Iraner wehren sich mit maximalem Widerstand.
Der Iran verteidigt sich immer wieder, was die Anreicherung von Uran angeht. Was sind die Beweggründe des Iran?
Das iranische Regime steht mit dem Rücken zur Wand. Die amerikanischen Sanktionen schnüren den Iranern wirtschaftlich die Luft ab. Die Amerikaner setzen auf maximalen Druck. Und die Iraner wollen sich wehren und sie wehren sich mit maximalem Widerstand. Sie haben immer gesagt: Wenn es sein muss, dann wehren wir uns mit allen Mitteln, unter anderem auch mit dem Mittel, dass wir unser Atomprogramm wieder schrittweise hochfahren. Nicht weil wir das wollen, nicht aus Aggressivität, sondern weil das unsere Verteidigungslinie ist.
Das Gespräch führte Evelyne Schlauri.