Grosse Gesten der Versöhnung stehen im Zentrum des Papst-Besuchs im Heiligen Land. Mit Besuchen auf dem Tempelberg und an der Klagemauer erweist Franziskus anderen Weltreligionen seinen Respekt. Kurz vor Ende der Papst-Visite kam es zu einem Brandanschlag auf eine katholische Kirche in Jerusalem.
Papst Franziskus hat am letzten Tag seiner Reise ins Heilige Land die heiligen Stätten der Muslime und Juden in Jerusalem besucht. Der Pontifex betete an der Klagemauer. «Ich bin gekommen, um zu beten, und habe den Herrn um die Gnade des Friedens gebeten», schrieb er ins Ehrenbuch, nachdem er an der heute heiligsten Stätte für Juden gebeten hatte.
Kranz für Begründer des Zionismus
Der Papst verharrte an der Klagemauer in stiller Einkehr und steckte einen Zettel in eine der Ritzen zwischen den Quadern. Für Juden ist dies ein Ort, der ihren historischen Anspruch auf das Land repräsentiert.
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Erst drei Päpste pilgerten ins Heilige Land – Ein Rückblick
04:50 min, aus SRF 4 News aktuell vom 26.05.2014.
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Anschliessend legte Franziskus als erster Papst einen Kranz am Grab von Theodor Herzl nieder. Er wurde beim Besuch vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und dem Staatspräsidenten Schimon Peres begleitet. Auf Bitte Netanjahus wich der Argentinier von seinem Besuchsprogramm ab und besichtigte auch ein Denkmal für israelische Terroropfer.
Herzl ist der Begründer des modernen Zionismus und damit ein Symbol für die Rückkehr der Juden nach Israel. In palästinensischen Kreisen war diese Geste auf Kritik gestossen.
Wer bist du, o Mensch, wer bist du geworden? Zu welchem Gräuel bist du fähig gewesen?
Anschlag bei Papst-Besuch
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Kurz vor Ende des Papst-Besuchs in Jerusalem ist auf dem Zionsberg ein Anschlag auf eine katholische Kirche verübt worden. Ein nicht-jüdischer Mann hatte die Abtei betreten und mit einer Kerze ein Buch angezündet. Er soll auch Holzkreuze sowie Mobiliar in Brand gesetzt haben. Kurz zuvor hatte der Papst wenige Meter entfernt eine Messe zelebriert.
Später folgte ein Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Der Papst bezeichnete den Holocaust in einer kurzen Ansprache als eine «unermessliche Tragödie». «Vielleicht konnte nicht einmal der Vater (Gott) sich einen solchen Fall, einen solchen Abgrund vorstellen», sagte das Oberhaupt der Katholiken. «Wer bist du, o Mensch, wer bist du geworden? Zu welchem Gräuel bist du fähig gewesen? Was hat dich so tief fallen lassen?», sagte Franziskus.
Papst Franziskus wurde bei seinem Besuch begleitet vom israelischen Präsidenten Schimon Peres und Regierungschef Benjamin Netanjahu.
Treffen mit umstrittenem Grossmufti
Der Papst hat sich aber nicht nur israelische Stätten angesehen, sondern auch muslimische. So besuchte er etwa den Felsendom und die Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg – zwei der wichtigsten islamischen Heiligtümer.
Zuvor hatte der Papst den wegen Aufrufen zur Gewalt umstrittenen Grossmufti von Jerusalem getroffen, was in Israel missfiel. Der Pontifex nutzte den Besuch für einen Appell. Er warnte bei dem Treffen mit Mufti Mohamed Hussein vor religiös motivierter Gewalt. «Niemand gebrauche den Namen Gottes als Rechtfertigung für Gewalt!», sagte der Pontifex bei einer kurzen Ansprache auf dem Tempelberg in Jerusalem.
Umstrittener Ort in Jerusalem
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Der Tempelberg gehört zu den heiligsten Stätten der Juden und Muslime. Letztere verehren den Hügel als Haram el-Scharif (Edles Heiligtum). Der Felsendom steht nach islamischer Überlieferung an der Stelle, von der Prophet Mohammed in den Himmel ritt. Nach jüdischem Glauben standen auf dem Tempelberg zwei später zerstörte jüdische Tempel.
Angebot für Friedensgespräch
Der sunnitische Grossmufti hatte sich vor gut zwei Jahren harsche Kritik Israels und der Europäischen Union zugezogen, als er einen religiösen Text zitierte, in dem zur Tötung von Juden aufgerufen wird. Der Grossmufti ist für alle heiligen muslimischen Stätten in Jerusalem einschliesslich der Al-Aksa-Moschee auf dem auch Juden heiligen Tempelberg verantwortlich.
Zum Abschluss seiner knapp dreitägigen Pilgereise ins Heilige Land feierte der Papst eine Messe im Abendmahlsaal in Jerusalem.
Im kommenden Monat will Papst Franziskus im Vatikan ein israelisch-palästinensisches Friedenstreffen ausrichten. Die überraschende Einladung sprach der Pontifex am Sonntag aus. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Staatspräsident Schimon Peres signalisierten ihre Zustimmung.
SRF 4 News, 12 Uhr; agenturen/red.
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