- EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der britische Regierungschef Boris Johnson treffen sich an diesem Mittwoch in Brüssel.
- Dies, um mit einem letzten Kraftakt den Weg für einen Brexit-Handelspakt zu ebnen.
- Für den britischen Staatsminister Michael Gove ist bei den festgefahrenen Verhandlungen die Europäische Union am Zug.
«Ich freue mich darauf, Premierminister Boris Johnson morgen Abend zu begrüssen», schrieb von der Leyen am Dienstagabend auf Twitter. «Wir werden unsere Gespräche über einen Handelsvertrag fortsetzen.»
Downing Street teilte mit, dass sich beiden Politiker zum Abendessen treffen.
Nach wie vor «bedeutende Differenzen»
Die Brexit-Unterhändler verhandeln seit Monaten. Auch zwei längere Telefonate zwischen von der Leyen und Johnson brachten wenig. Auf drei Feldern sehen sie immer noch «bedeutende Differenzen»: Fischerei, fairer Wettbewerb und der Rahmen zur Durchsetzung der Vereinbarungen.
Zum 31. Dezember endet die Brexit-Übergangsphase, in der trotz des Austritts aus der EU für Grossbritannien bislang alles beim Alten blieb. Sollten sich beide Seiten bis dahin nicht auf einen Deal geeinigt haben, droht auf beiden Seiten Chaos unter anderem mit kilometerlangen Staus.
Nach Ansicht des Brexit-Experten Bernd Lange (SPD) sollten die Verhandlungen der EU mit Grossbritannien über ein Handelsabkommen um einen Monat verlängert werden. Schliesslich müsse das Parlament einen Vertrag noch prüfen und dafür bleibe aktuell nur der 28. und 29. Dezember. «Das ist bei über 1000 Seiten überhaupt nicht mehr seriös», sagte der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europaparlament am Dienstag im Deutschlandfunk.
Gove: «Keine Kompromisse»
Der britische Staatsminister Michael Gove sieht bei den festgefahrenen Verhandlungen über einen Brexit-Handelspakt vor allem die EU in der Handlungspflicht. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werde bei ihrem Treffen am Mittwochabend mit Premierminister Boris Johnson in Brüssel sicherstellen wollen, dass ein Deal allen Seiten gerecht werde.
Worin genau das erwartete Entgegenkommen bestehen soll, sagte Gove nicht. Er betonte jedoch, dass Grossbritannien keine Kompromisse bei der Frage nach seiner Souveränität als unabhängiger Küstenstaat machen könne.
Nach aktuellem Stand scheidet Grossbritannien zum Jahreswechsel nach dem EU-Austritt auch aus dem Binnenmarkt und der Zollunion aus. Der Zeitdruck zum Aushandeln eines Handelsabkommens ist rund drei Wochen vor Ablauf der Brexit-Übergangsphase somit enorm. Ohne Handelsabkommen drohen Zölle und andere Handelshürden.