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Brisantes Meeting im Wahlkampf Trump Jr. sieht in Russland-Kontakten kein Problem

  • Der wegen seiner Russland-Kontakte unter Druck stehende Sohn von US-Präsident Donald Trump hat ein Treffen mit einer russischen Anwältin im Wahlkampf 2016 zugegeben und verteidigt.
  • Zwar hätte er die Dinge im Nachhinein wahrscheinlich anders gemacht, sagte Donald Trump Jr. dem Fernsehsender Fox News. Allerdings sei das Treffen ohne Bedeutung.
  • Präsident Donald Trump lobte seinen Sohn für die Offenheit, mit der er seine E-Mail-Konversation publik gemacht habe. er sei unschuldig, schrieb Trump am Mittwoch auf Twitter.

Ohne die Vorwürfe hätte sich Trump Jr. gar nicht an das Treffen erinnert, sagt er: «Es waren im wahrsten Sinne des Wortes vergeudete 20 Minuten, die eine Schande waren.» Der 39-Jährige stritt zudem ab, seinem Vater von dem Treffen erzählt zu haben. «Es gab nichts zu erzählen.»

Trump Jr. sagte weiter, ihm habe jemand eine E-Mail geschickt. Er könne nichts dafür, was ihm geschickt werde. Er habe sie gelesen und geantwortet. Für ihn sei dies Erkundung der Opposition gewesen. Eventuell hätten die Schreiber etwas gehabt, vielleicht konkrete Beweise für all die Geschichten, die er gehört habe. «Also dachte ich, ich will es hören.»

Clintons Kandidat für die Vizepräsidentschaft, Tim Kaine, sagte dem Sender MSNBC, die E-Mails seien «explosiv». Trump Jr. hätte das russische Angebot der US-Polizei melden müssen statt darauf einzugehen.

Führende US-Demokraten haben nach der Enthüllung von E-Mails von Präsidentensohn Donald Trump Jr. ernste Konsequenzen gefordert. Der demokratische Senator Richard Blumenthal sagte, das Verhalten des Trump-Sohnes zeige «ein Musterbeispiel von krimineller Absicht».

Die Behauptung, der Präsident habe vom Treffen nichts gewusst, stösst bei dessen politischen Gegnern auf wenig Verständnis. Ihr Glauben zu schenken, sei kaum möglich, schrieb beispielsweise John F. Kennedys Grossneffe Joe auf Facebook.

Vizepräsident Mike Pence distanziert sich

Nach Bekanntwerden der E-Mails von Trump Jr. liess Vizepräsident Mike Pence über seinen Anwalt Marc Lotter umgehend eine Erklärung veröffentlichen, in der er sich von der Angelegenheit distanziert.

Pence habe von dem Treffen, an dem auch sein Schwiegersohn Jared Kushner und der damalige Wahlkampfchef Paul Manafort teilnahmen, nichts gewusst und sei damals noch nicht im Trump-Team gewesen. Dies wurde in Washington als ein erstes Anzeichen für eine mögliche Absetzbewegung des Vizepräsidenten von Trump gewertet. Das Weisse Haus wies diese Vermutung zurück.

Zunächst kein eindeutiger Hinweis auf Rechtsbruch

US-Juristen sind sich uneins, ob Trump Jr. wegen des Treffens mit der Anwältin verklagt werden könnte. Ebenso besteht kein Konsens darüber, ob er damit gegen Wahlkampfgesetze verstossen hat.

Auch die neuen E-Mails schienen nach dem ersten Eindruck keinen Hinweis auf einen Rechtsbruch zu liefern. Allerdings dürfte die Enthüllung die verschiedenen Ermittlungen in die Russland-Affäre befeuern: Umgehend kündigten Vertreter der Geheimdienst- und Justizausschüsse im Senat an, nun auch Trump Jr. befragen zu wollen.

Sie und mehrere andere Stellen gehen dem Verdacht nach, Russland könne die US-Wahl zugunsten von Trump beeinflusst und mit dessen Wahlteam gemeinsame Sache gemacht haben. Der Präsident und die Regierung in Moskau weisen dies zurück.

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