Die Sonne über dem British Empire war am Untergehen. Der indische Subkontinent und Palästina waren bereits aus dem Weltreich ausgeschieden, Ägypten hatte eben den Suez-Vertrag gekündigt. Da verstaatlichte das iranische Parlament 1951 die allmächtige, vom britischen Staat kontrollierte Anglo Iranian Oil Company. Diese hatte ihre beträchtlichen Profite an den britischen Fiskus abgeliefert.
Unzimperliche Labour-Regierung
Die britische Labour-Regierung unter Clement Attlee arbeitete eine handstreichartige Besetzung der Raffinierie im iranischen Abadan aus, doch US-Präsident, Harry Truman legte sein Veto ein. So brachten die Briten statt dessen die Ölproduktion in Iran zum Erliegen und verhängten eine Seeblockade.
Der demokratische gewählte, iranische Regierungschef Mohammed Mossadegh, ein persischer Aristokrat, der seine Ausbildung in Neuenburg absolviert hatte, reformierte derweil sein feudales Land, setzte eine Landreform und Arbeitslosengelder durch.
Vorwand der roten Gefahr
Erst nachdem die Briten den Imperialisten Winston Churchill und die Amerikaner General Dwight D. Eisenhower gewählt hatten, stiess der britische Wunsch nach Revanche auf offene Ohren. London begründete den Wunsch nach einem Regimewechsel in Teheran nicht mehr mit ausbeuterischen Gründen wie zuvor, sondern mit dem Hinweis auf Mossadeghs kommunistische Verbündete. Das überzeugte Washington, damals mitten im Korea-Krieg.
Unter der Führung von Kermit Roosevelt, dem Enkel von Theodore Roosevelt, inszenierte die CIA mit Schmiergeldern und Intrigen den Sturz Mossadeghs. Der zuvor geschwächte Schah wurde als allmächtiger Handlanger westlicher Interessen eingesetzt, sieben britische, amerikanische und europäische Ölfirmen teilten die iranischen Ölvorkommen untereinander auf. Aus der Anglo Iranian Oil Company wurde British Petroleum – BP.
Die Briten drängten auf dem Umsturz
Barack Obama hatte sich schon für die amerikanische Rolle in diesem trüben Kapitel des britischen Imperialismus entschuldigt, doch die eigentlichen Strippenzieher blieben bisher stumm. Nun beweisen Akten aus amerikanischen Archiven das britische Drängen – obwohl sich die Briten bis zuletzt gegen eine Veröffentlichung gewehrt hatten.
Für die Iraner indessen ist diese Einsicht nicht neu: sie bezeichnen Grossbritannien bis heute als den «kleinen Satan», der in ihren Augen unverändert die Aktivitäten des grossen, amerikanischen Satans kontrolliert.
Für die CIA war Iran nur die Hauptprobe
Die CIA stützte sich auf den erfolgreichen Umsturz im Iran, um weitere Experimente dieser Art durchzuführen. In Guatemala, in Kuba, im Kongo, in Chile und Panama wurden missliebige Regimes beiseite gefegt. Und natürlich auch im ölreichen Irak, wo die Anglo Iranian Oil Company vormals ebenfalls massgeblich an der Ölförderung beteiligt gewesen war.
Im Iran kam die Vergeltung für die skrupellose Einmischung ein Vierteljahrhundert nach Mossadeghs Verderben: Die einzige Opposition gegen den autokratischen Schah formierte sich im schiitischen Klerus, der 1979 die Macht an sich riss.
Amerikanische und britische Gardinenpredigten über die Vorzüge der Demokratie wirken bis heute fadenscheinig im despotisch regierten Iran, der inzwischen seine Krakenarme in die gesamte Region ausstreckt.