- Drei aktuelle und drei ehemalige Manager des Autobahnbetreibers Autostrade per l’Italia sind unter Hausarrest gestellt worden. Es bestehe der Verdacht des Angriffs auf die Verkehrssicherheit und des Betrugs.
- Die Ermittlungen gegen sie seien ein Seitenstrang der Hauptuntersuchung zum Einsturz der Morandibrücke, hiess es.
- Im August 2018 war die Autobahnbrücke in der Hafenstadt Genua eingestürzt. 43 Personen starben, hunderte wurden obdachlos.
Giovanni Castellucci war während Jahren Chef der Autostrade per l'Italia. Als solcher soll er zusammen mit fünf weiteren Top-Managern notwendige Unterhaltsarbeiten herausgezögert haben. Und dies einzig der Rendite wegen, so lautet der Vorwurf. Konkret geht es um Schallschutzwände.
Diese wurden in Italien in den letzten Jahrzehnten entlang vieler Autobahnabschnitte hochgezogen. Zumindest teilweise geschah dies so schnell, dass Gefahr bestand, dass sich einzelne Elemente hätten lösen und auf die Fahrbahn krachen können. Von diesem Risiko hätten die Manager des Konzerns gewusst und hätten trotzdem nichts dagegen unternommen.
Ermittlungen noch nicht beendet
Damit hat Autostrade per l'Italia ein zusätzliches Verfahren am Hals. Denn noch immer laufen Ermittlungen zum Einsturz der Morandibrücke vom August 2018. Auch dort, so die Behörden, habe der private Autobahnbetreiber nicht ausreichend in den Unterhalt investiert.
Allerdings sind die Untersuchungen auch über zwei Jahre nach dem Einsturz noch immer nicht abgeschlossen. Es gilt daher die Unschuldsvermutung, auch wenn in der Zwischenzeit Dokumente aufgetaucht sind, die den Konzern belasten. Sie legen den Schluss nahe, die Manager seien über die baulichen Mängel der Morandibrücke informiert gewesen und hätten wie beim mangelhaften Schallschutz nichts oder zu wenig unternommen.
Rückverstaatlichung verzögert sich
Aus diesem Grund will die Regierung in Rom gar nicht erst auf ein rechtskräftiges Urteil warten, sondern setzt schon jetzt viel daran, dem Konzern die Konzession für das Betreiben eines grossen Teils der italienischen Autobahnen zu entziehen. Im Sommer sah es tatsächlich danach aus, als hätten sich die Regierung und die Hauptaktionärin, die Familie Benetton, auf eine Rückverstaatlichung einigen können.
Doch über die Details, in denen bekanntlich der Teufel steckt, streitet man bis heute. Dass Manager des Konzerns nun erneut unter Verdacht stehen, wird die Verhandlungsposition der Benettons schwächen. Der italienische Staat dürfte nun noch mehr daran setzen, dass Autobahnnetz wieder selbst zu betreiben. Doch ob die Probleme damit gelöst werden, ist eine andere Frage.