Auf einer künstlichen Rasenfläche im Stadtzentrum machen sich Kinder zum Sackhüpfen bereit. «Egghunt» nennt sich der traditionelle Osterspass. Matt ist mit Frau und Kindern aus der ländlichen Umgebung angereist. Doch er weiss genau, wer der Bürgermeister ist: «Pete macht einen wunderbaren Job. Er hört auf die Leute. Das ist selten für Politiker.»
Matt nennt ein Beispiel: «Schlaglöcher sind hier verbreitet. Aber Pete weiss, wie wichtig gute Strassen sind und so stellt er sicher, dass die Schlaglöcher nach dem Winter geflickt werden.» Das Lob erstaunt, denn Matt ist Republikaner und hat Donald Trump gewählt. Wem er in einem Jahr die Stimme geben wird, weiss er noch nicht.
Heute geht es der Kleinstadt besser, neue Unternehmen haben sich angesiedelt, die Bevölkerung wächst wieder, auch dank bekannten Universitäten. Für Sherry, Geschäftsführerin der lokalen Gastro-Kette Chocolate Café, ist klar: Das ist das Buttigiegs Verdienst: «Ich bin hier aufgewachsen und sah die Stadt, als sie noch etwas war. Jetzt gibt es wieder Wachstum», sagt sie und wackelt mit den Osterhasen-Ohren, die sie auf dem Kopf trägt.
Natürlich ist das Präsidentenamt einzigartig, aber Bürgermeister zu sein ist eine gute Vorbereitung.
In South Bend ist das Buttigieg-Fieber ausgebrochen. «Hier isst der Bürgermeister», steht im Fenster einer Sandwich-Bar. Im Restaurant Peggs serviert das ganze Team in Buttigieg-T-Shirts. Der Bürgermeister himself ist zu Gast. Warum glaubt er, dass er fürs Präsidentenamt qualifiziert ist?
«Natürlich ist das Präsidentenamt einzigartig, aber Bürgermeister zu sein ist eine gute Vorbereitung. Es ist ein Regierungsamt, man ist für alles verantwortlich, von der öffentlichen Sicherheit über Infrastruktur bis zur Moral der Gemeinschaft.» Man müsse gute Programme anbieten, eine Verwaltung kompetent leiten und Werte stiften.
Sieht er South Bend als Sinnbild für die USA? «Ja, wir haben Rückschläge erlebt und einen Aufstieg, der ganz anders ist, als was der gegenwärtige Präsident im Sinn hat: Die Zeit anzuhalten und zu einer Vergangenheit zurückzukehren.» Er hoffe, die Leute könnten von South Bend lernen, sagt der 37-jährige.
Die Politikwissenschaftlerin Elizabeth Bennion unterrichtet an der Indiana Universität in South Bend. Sie meint, Buttigieg habe das Potential, zum Kandidaten des Wandels werden. Denn viele Wähler seien dem Establishment gegenüber nach wie vor kritisch eingestellt.
Die Tatsache, dass sie von Buttigieg noch nie gehört haben, könnte zu seinem Vorteil werden, sagt Bennion. Die Schwierigkeit werde sein, dass Buttigieg es durch die Vorwahlen der Demokraten schaffe – doch da könnte ihm gerade seine Homosexualität nützen.
In South Bend gibt es einen LBGT-Club, Vickie's heisst die Karaoke-Bar. Jennifer ist eine Transgender-Frau, sie arbeitet seit sechzehn Jahren im Club: Es sei nicht schwierig, in South Bend schwul oder Transgender zu sein. Die Leute seien gelassen und nett, sie habe nie Probleme gehabt.
Viele Besucher wollen sich aber nicht öffentlich äussern. Einer sagt, er fürchte sich wegen seiner Arbeitsstelle. Matt aber stellt sich hin: «Es ist schön, dass ein Schwuler kandidiert, aber noch schöner ist, dass er nicht über seine Homosexualität definiert wird.» Man spreche über sein Kommunikationstalent ,seine Führungsqualitäten, über South Bend, und wie er den USA helfen könne.
Am Sonntag erklärte Buttigieg offiziell seine Präsdientschaftskandidatur – vor tausenden Fans. Wie weit ihn die Begeisterung im Wahlkampf tragen wird, wird man sehen.
Die US-Präsidentschaftskandidaten der Demokraten
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Bild 1 von 8. Kandidierend: Joe Biden. Joe Biden gehört zu den bekanntesten Kandidaten seiner Partei: Von 2009 bis 2017 war er unter dem damaligen US-Präsidenten Barack Obama Vizepräsident des Landes. Der 77-Jährige gilt als Kandidat der Mitte und ist gerade für gemässigte Wähler der Republikaner eine mögliche wählbare Alternative. Bildquelle: Reuters.
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Bild 2 von 8. Kandidierend: Bernie Sanders. Der Zweitplatzierte bei den Vorwahlen der Demokraten von 2016 kann auf einen grossen Bekanntheitsgrad zählen. Der 78-jährige Senator aus Vermont bezeichnet seine Politik als «Democratic Socialism». Er befürwortet eine Mischform aus Marktwirtschaft und sozialen Leistungen durch den Staat. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 8. Kandidierend: Tulsi Gabbard. Die 38-jährige Kongressabgeordnete ist auf dem Überseeterritorium Amerikanisch-Samoa zur Welt gekommen. Sie wuchs in Hawaii auf und verfolgte zunächst eine militärische Karriere. Sie nahm am Irakkrieg teil und bekleidet den Grad einer Majorin. Gabbard ist praktizierende Hindu und zählt eher zum linken Flügel der Demokraten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 8. Aufgegeben: Michael Bloomberg. Lange wurde gerätselt, ob New Yorks Ex-Bürgermeister für die Demokraten antreten möchte. Anfang November ist er nun ins Rennen gestiegen. Milliardär Bloomberg will seine Kampagne selbst finanzieren. Der 77-Jährige gilt wie Biden als Kandidat des Establishments. Er sieht in Präsident Trump eine existenzielle Gefahr für die USA. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 8. Aufgegeben: Elizabeth Warren. Die 70-jährige Juristin aus Oklahoma vertritt Massachusetts als Senatorin in Washington. Sie befürwortet eine linke Wirtschaftspolitik und fordert eine Millionärssteuer. Eine Kontroverse entbrannte über ihre Herkunft: Warren berief sich oft auf indianische Wurzeln. Ein DNA-Test wies nach, dass diese einen nur geringen Anteil ausmachen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 8. Aufgegeben: Pete Buttigieg. Der 38-jährige Pete Buttigieg stieg vom völlig unbekannten schwulen Bürgermeister in Indiana zu einem aussichtsreichen Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur auf. Buttigieg kommt nicht aus dem Washingtoner Kuchen, sein Vater stammt aus Malta. Am 1. März zog Buttigieg seine Bewerbung zurück. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 8. Aufgegeben: Amy Klobuchar. Die Senatorin aus Minnesota hat einen Vater slowenischer und eine Mutter schweizerischer Herkunft. Die 59-Jährige hat einen Bachelor in Politikwissenschaften. Am 2. März gab Klobuchar die Präsidentschaftsbewerbung auf und stellt sich fortan hinter Joe Biden. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 8. Aufgegeben: Tom Steyer. Milliardär und Ex-Hedge-Fonds-Manager Tom Steyer ist langjähriger Unterstützer der Demokraten. Der 62-Jährige setzt sich seit Jahren für den Umweltschutz ein. Er hatte in seiner Präsidentschaftskampagne die Amtsenthebung von Präsident Donald Trump gefordert. Am 29. Februar zog Steyer seine Bewerbung um die Kandidatur zurück. Bildquelle: Reuters.