Zum Inhalt springen

Chaos-Treffen im Weissen Haus Der denkwürdige Trump-Selenski-Auftritt in sechs Punkten

Donald Trump deckte Wolodimir Selenski bei dessen Besuch in Washington mit Vorwürfen ein. Das müssen Sie dazu wissen.

Der erste Akt: Das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski im Weissen Haus ist völlig eskaliert. Die Begrüssung der beiden war noch freundschaftlich gewesen. Dann beim Austausch vor den Medien die Wende: Trump lobte zuerst noch Selenski, die ukrainischen Truppen und schwärmte vom geplanten Deal zur Nutzung der ukrainischen Bodenschätze. Nach einer Wortmeldung von Vizepräsident J.D. Vance schlägt die Stimmung um: Vance lobt die diplomatischen Gespräche Trumps mit Putin. Selenski widerspricht Vance. Daraufhin überzieht Trump seinen ukrainischen Amtskollegen vor laufenden Kameras lautstark mit heftigen Vorwürfen. Dieser reist daraufhin verfrüht ab. Die geplante Unterzeichnung des lange verhandelten gemeinsamen Rohstoffabkommens findet nicht statt.

Die Eskalation: Vor versammelten Journalisten und Journalistinnen fordert Trump Selenski auf, seine Haltung zum Krieg zu ändern: «Sie setzen das Leben von Millionen Menschen aufs Spiel. Sie riskieren einen Dritten Weltkrieg», sagt Trump und verlangt von Selenski, dankbar zu sein. Er unterbricht den ukrainischen Präsidenten immer wieder, während dieser versucht, etwas zu erwidern. Stellenweise entwickeln sich heftige Wortgefechte.

Gruppe von Menschen in formeller Kleidung in einem luxuriösen Raum.
Legende: Bei dem Treffen hätte es eigentlich um die Unterzeichnung eines Rohstoff-Abkommens gehen müssen. Die USA wollen von der Ukraine Rohstoffe haben, als Gegenleistung für Kriegshilfe. IMAGO/JIM LO SCALZO

Die Vorwürfe: «Ihr Land steckt in grossen Schwierigkeiten. Ich weiss, dass Sie nicht gewinnen werden. Sie werden das hier nicht gewinnen. Sie haben eine verdammt gute Chance, da heil rauszukommen, unseretwegen», sagt Trump aufgebracht und wirft Selenski Undankbarkeit vor.

Die Forderung nach Dankbarkeit

Box aufklappen Box zuklappen

Flankiert wurde Trump von US-Vizepräsident J.D. Vance. «Herr Präsident, Herr Präsident, bei allem Respekt. Ich finde es respektlos von Ihnen, ins Oval Office zu kommen und zu versuchen, vor den amerikanischen Medien zu verhandeln», sagte Vance. «Gerade jetzt, wo Sie herumlaufen und Wehrpflichtige an die Front zwingen, weil Sie Personalprobleme haben, sollten Sie Präsident (Trump) dafür danken, dass er versucht, die Situation zu verbessern.» Mit Blick auf den von Russland 2022 begonnen Angriffskrieg gegen die Ukraine sagte Trump: «Wenn Sie unsere Militärausrüstung nicht hätten, wäre der Krieg nach zwei Wochen zu Ende gewesen.». Dann fügte der Republikaner hinzu: «Sie haben dankbar zu sein». «Das Problem ist, dass ich Sie dazu befähigt habe, ein harter Kerl zu sein», sagte Trump über Selenski. «Ich glaube nicht, dass Sie ohne die Vereinigten Staaten so ein harter Kerl wären.»

Dieser verschränkt die Arme, versucht sich zu verteidigen und moniert, dass nach der russischen Annexion der Halbinsel Krim im Jahr 2014 niemand wirksam Kremlchef Wladimir Putin aufgehalten habe.

Die Warnung: Der US-Präsident droht seinem ukrainischen Amtskollegen damit, die Ukraine im Kampf gegen Russland im Stich zu lassen, sollte es nicht zu einer Einigung mit Kremlchef Wladimir Putin kommen. «Sie werden entweder einen Deal machen oder wir sind raus», sagte Trump im Weissen Haus. «Und wenn wir raus sind, müssen Sie es ausfechten. Ich glaube nicht, dass das angenehm sein wird.»

Der Schlussakt: Trump beendet den Austausch schliesslich mit den Worten: «Ich denke, wir haben genug gesehen.» Anschliessend schreibt der US-Präsident auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social: «Er [Selenski] kann zurückkommen, wenn er zu Frieden bereit ist». Der ukrainische Präsident habe «die Vereinigten Staaten von Amerika in ihrem geschätzten Oval Office nicht respektiert.» Daraufhin verlässt Selenski das Weisse Haus vorzeitig. Der ukrainische Präsident steigt in ein Auto und fährt davon. Das Weisse Haus sagt eine geplante gemeinsame Medienkonferenz zwischen den beiden Staatschefs ab.

Tagesschau, 28.02.25, 19:30 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel