- Südkorea hat die chinesische KI Deepseek vorübergehend verboten.
- Die Kommission für den Schutz personenbezogener Daten (PIPC) begründete ihre Entscheidung mit datenschutzrechtlichen Bedenken.
- Südkorea ist einer von mehreren Staaten, die das sprachliche KI-Modell verbieten oder es überprüfen lassen.
Gemäss der Kommission PIPC wird der Dienst der App in Südkorea erst wieder aufgenommen, sobald Verbesserungen im Einklang mit südkoreanischen Datenschutzgesetzen unternommen worden seien. Das chinesische Start-up Deepseek arbeite derzeit aktiv mit der Datenschutzbehörde zusammen, so PIPC weiter. Laut der Nachrichtenagentur AFP steht der Chatbot in Südkorea seit Samstagabend nicht mehr zum Download zur Verfügung, funktioniert aber noch für Nutzende, die ihn bereits heruntergeladen haben.
Für diejenigen, die den Chatbot bereits besitzen, richtet die südkoreanische Regulierungsbehörde aus, «den Dienst bis zum Vorliegen der endgültigen Ergebnisse [der aktuellen Prüfung, Anm. d. Red.] mit Vorsicht zu nutzen und insbesondere von der Eingabe persönlicher Informationen abzusehen».
Chinas Aussenamt erklärte, die Regierung weise chinesische Firmen stets an, sich im Ausland streng an die dort geltenden Gesetze zu halten, sagte ein Sprecher. China hoffe ausserdem, dass die Länder eine «Politisierung von Wirtschafts-, Handels- und technologischen Fragen» vermieden.
Auch andere Länder reagieren
Letzten Monat wurde der Chatbot der gleichnamigen Firma Deepseek lanciert. Innert weniger Tage hatten Millionen von Menschen auf der ganzen Welt die App heruntergeladen. Deepseek verblüffte und wühlte die internationalen Märkte auf, weil der Dienst mit der Konkurrenz aus den USA bei geringeren Kosten mithalten kann.
Neben Südkorea haben auch andere Länder Bedenken über den Datenschutz durch KI-Modelle von Deepseek geäussert. In Italien sperrte die Datenschutzbehörde Ende Januar den Zugang zur chinesischen KI-Anwendung und hat eine Untersuchung der Unternehmen hinter dem Chatbot angekündigt.
In Australien ist Deepseek auf allen festen und mobilen Geräten der Regierung seit Anfang Februar verboten – in Taiwan bereits eine Woche davor. Die USA prüfen die Auswirkungen von Deepseek auf die nationale Sicherheit, wie das Weisse Hauses mitteilte.
Auch in Deutschland meldeten Behörden und Cybersicherheit-Fachleute gravierende Sicherheitsbedenken. Dabei geht es um mehrere Punkte: die offenkundig sehr weitreichende Speicherung von Nutzerdaten, die mögliche Manipulierbarkeit der Anwendung für kriminelle Zwecke und die Frage, inwieweit der chinesische Spionage- und Überwachungsapparat Zugriff auf Nutzerdaten hat.
Bedenken auch in der Schweiz
In der Schweiz gibt es offenbar ebenfalls Vorbehalte: Zwar verzichtete der Bund bislang auf ein Verbot. Der Eidgenössische Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragte (EDÖB) empfiehlt jedoch zu besonderer Vorsicht bei der Weitergabe persönlicher Daten.
Gegenüber «Blick» sagte Silvia Böhlen vom EDÖB, China erreiche «kein mit der Schweiz vergleichbares Datenschutzniveau». Das Risiko einer Persönlichkeitsverletzung sei entsprechend höher.
Sie sieht die Hauptgefahr im chinesischen Überwachungsstaat, relativiert aber: «Die Risiken ähneln denen beim Export von Personendaten in die USA.» Das EDÖB verfolge die Entwicklungen auf dem Gebiet der KI aufmerksam. Die Schweiz habe wegen problematischer Datenbearbeitungen bisher noch nie ein Produkt, eine App oder eine Dienstleistung verboten oder blockiert.