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Neues KI-Modell von Deepseek Deepseek lehrt US-Techgiganten das Fürchten

Das KI-Modell von Deepseek aus China kann mit Google oder OpenAI mithalten, kommt aber mit weit weniger Geld aus. Was ist Deepseek und wie funktioniert das neue KI-Tool?

Worum geht es? Das chinesische Start-up Deepseek sorgt derzeit mit seinem neuen KI-Modell Deepseek R1 für Aufregung. Dabei handelt es sich um ein Sprachmodell, das auf der Technologie des maschinellen Lernens basiert und als Open-Source-Software von allen eingesehen und genutzt werden kann. Deepseek verspricht, die Art und Weise zu revolutionieren, wie wir Informationen im Netz suchen und finden. Laut Experten ist Deepseek in der Lage, ähnlich leistungsfähige KI-Modelle zu entwickeln wie die Tech-Riesen OpenAI, Google oder Microsoft. Deepseek R1, das kostenlos verfügbar ist, hat in kürzester Zeit Platz eins der Downloadcharts erobert.

Smartphone mit Deepseek-Logo auf Tastatur.
Legende: Nach dem Überraschungserfolg des chinesischen Start-ups Deepseek kommen die US-Tech-Giganten unter Druck. REUTERS/Dado Ruvic/Illustration

Wie funktioniert Deepseek? Ähnlich wie der KI-Chatbot ChatGPT wurde Deepseek R1 mit diversen Quellen trainiert: öffentliche Webseiten und auch wissenschaftliche Datenbanken oder Archive, die von herkömmlichen Suchmaschinen nicht erfasst werden. Deepseek sucht nicht nur nach den eingegebenen Begriffen, sogenannten Keywords, sondern versteht auch, was die Nutzerin oder der Nutzer meint. Zudem studiert Deepseek das Verhalten der Nutzenden und kann so mit jeder weiteren Suchanfrage ein besseres, massgeschneidertes Resultat liefern. Und die KI arbeitet mit Echzeitdaten und kann auch die neusten Inhalte für ihre Antworten nutzen. 

Trump: «Ein Weckruf für US-Unternehmen»

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Angesichts erstarkter Konkurrenz aus China im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) durch die App Deepseek hat US-Präsident Donald Trump von einem «Weckruf» gesprochen.

Die Veröffentlichung von Deepseek sei hoffentlich «ein Weckruf für unsere Industrien, dass wir im Wettbewerb hochkonzentriert sein müssen, um zu gewinnen», sagte Trump am Montag bei einem Treffen vor republikanischen Kongressabgeordneten in Miami.

Der von Deepseek ausgehende Schock könne aber auch positive Auswirkungen aufs Silicon Valley haben, da es gezwungen sei, mit weniger hohen Ausgaben zu Innovationen zu kommen, fuhr der Republikaner fort. «Ich würde sagen, das könnte ein Vorteil sein», sagte Trump.

Welches Potenzial steckt in Deepseek? Einige Experten sehen einen bedeutenden Fortschritt in der Entwicklung von Suchmaschinen. Das hat verschiedene Gründe: Neben der ausgefeilten Technologie ist Deepseek vielfältig anwendbar. In der Fachsprache redet man von einer «Commodity», also von einer Ware, die nach den eigenen Bedürfnissen eingesetzt werden kann. Deepseek ist standardisiert, kann also in andere Programme integriert werden. Gleich einer standardisierten Schraube in einem Supermarkt. Zudem ist die Anwendung vergleichsweise günstig. Die KI-Modelle von Deepseek kommen mit leistungsschwächeren KI-Chips aus als Produkte der Konkurrenz. Im Vordergrund stehen also Verfügbarkeit, Preis und Effizienz. Allerdings: Wie andere KI-Suchmaschinen ist auch Deepseek nicht davor gefeit, falsche Antworten zu geben oder Fakten zu erfinden. Dieses sogenannte «Halluzinieren» ist ein bisher noch ungelöstes Problem grosser Sprachmodelle.

Wie reagiert die Branche? Deepseek hat nach eigenen Angaben nur rund 5.6 Millionen Dollar für die Entwicklung ausgegeben. Das ist günstig. Konzerne wie OpenAI oder der Facebook-Konzern Meta geben für ähnliche Durchbrüche ungefähr das Zehnfache aus. Zugleich beschäftigen die grossen Tech-Konzerne Hunderte hochbezahlte Spezialisten und investieren pro Jahr zweistellige Milliardenbeträge in KI-Infrastruktur, etwa Datencenter und Grafikprozessoren des Herstellers Nvidia. Der Aufwand ist also enorm. Ein Open-Source-Modell wie Deepseek stellt nun unmittelbar das Geschäftsmodell der etablierten Tech-Riesen infrage. Denn Deepseek ist schlanker, effizienter und eben kostenlos.

Das sagt der Börsenexperte

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Jens Korte, SRF-Börsenexperte an der Wall Street in New York, erklärt, dass Nvidia das Unternehmen ist, das bisher am stärksten vom ganzen KI-Hype profitiert habe, weil jeder auf der Welt auf deren Prozessoren angewiesen sei. Dementsprechend war die Reaktion an der Börse extrem. «Die Aktie hat fast 17 Prozent an Wert verloren.» Zum Wochenstart alleine habe das Unternehmen fast 600 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung eingebüsst. «Wir müssen die weitere Entwicklung abwarten, ob Deepseek mit den weniger ausgereiften Prozessoren tatsächlich viel günstiger funktioniert.»

SRF 4 News, 27.1.2025, 15 Uhr;stal

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