Worum geht es? Das chinesische Start-up Deepseek sorgt derzeit mit seinem neuen KI-Modell Deepseek R1 für Aufregung. Dabei handelt es sich um ein Sprachmodell, das auf der Technologie des maschinellen Lernens basiert und als Open-Source-Software von allen eingesehen und genutzt werden kann. Deepseek verspricht, die Art und Weise zu revolutionieren, wie wir Informationen im Netz suchen und finden. Laut Experten ist Deepseek in der Lage, ähnlich leistungsfähige KI-Modelle zu entwickeln wie die Tech-Riesen OpenAI, Google oder Microsoft. Deepseek R1, das kostenlos verfügbar ist, hat in kürzester Zeit Platz eins der Downloadcharts erobert.
Wie funktioniert Deepseek? Ähnlich wie der KI-Chatbot ChatGPT wurde Deepseek R1 mit diversen Quellen trainiert: öffentliche Webseiten und auch wissenschaftliche Datenbanken oder Archive, die von herkömmlichen Suchmaschinen nicht erfasst werden. Deepseek sucht nicht nur nach den eingegebenen Begriffen, sogenannten Keywords, sondern versteht auch, was die Nutzerin oder der Nutzer meint. Zudem studiert Deepseek das Verhalten der Nutzenden und kann so mit jeder weiteren Suchanfrage ein besseres, massgeschneidertes Resultat liefern. Und die KI arbeitet mit Echzeitdaten und kann auch die neusten Inhalte für ihre Antworten nutzen.
Welches Potenzial steckt in Deepseek? Einige Experten sehen einen bedeutenden Fortschritt in der Entwicklung von Suchmaschinen. Das hat verschiedene Gründe: Neben der ausgefeilten Technologie ist Deepseek vielfältig anwendbar. In der Fachsprache redet man von einer «Commodity», also von einer Ware, die nach den eigenen Bedürfnissen eingesetzt werden kann. Deepseek ist standardisiert, kann also in andere Programme integriert werden. Gleich einer standardisierten Schraube in einem Supermarkt. Zudem ist die Anwendung vergleichsweise günstig. Die KI-Modelle von Deepseek kommen mit leistungsschwächeren KI-Chips aus als Produkte der Konkurrenz. Im Vordergrund stehen also Verfügbarkeit, Preis und Effizienz. Allerdings: Wie andere KI-Suchmaschinen ist auch Deepseek nicht davor gefeit, falsche Antworten zu geben oder Fakten zu erfinden. Dieses sogenannte «Halluzinieren» ist ein bisher noch ungelöstes Problem grosser Sprachmodelle.
Wie reagiert die Branche? Deepseek hat nach eigenen Angaben nur rund 5.6 Millionen Dollar für die Entwicklung ausgegeben. Das ist günstig. Konzerne wie OpenAI oder der Facebook-Konzern Meta geben für ähnliche Durchbrüche ungefähr das Zehnfache aus. Zugleich beschäftigen die grossen Tech-Konzerne Hunderte hochbezahlte Spezialisten und investieren pro Jahr zweistellige Milliardenbeträge in KI-Infrastruktur, etwa Datencenter und Grafikprozessoren des Herstellers Nvidia. Der Aufwand ist also enorm. Ein Open-Source-Modell wie Deepseek stellt nun unmittelbar das Geschäftsmodell der etablierten Tech-Riesen infrage. Denn Deepseek ist schlanker, effizienter und eben kostenlos.