Ereignisse wie das Coronavirus stellen nicht nur die SRF-Redaktionen vor eine Herausforderung. Auch die Leser und Zuschauer werden gefordert: Über einen langen Zeitraum werden täglich neue Entwicklungen bekannt, über die SRF auf verschiedenen Kanälen informiert.
Manch ein User hat sich gefragt: Wird durch die breit angelegte Berichterstattung nicht zusätzlich Angst geweckt? Wie funktionieren redaktionsinterne Prozesse und an welchen Quellen orientiert SRF sich? Chefredaktor Tristan Brenn gibt Antwort.
Wie entscheidet SRF, was über das Coronavirus publiziert wird?
Tristan Brenn: Das Wichtigste ist, dass wir uns an die Fakten halten. Das Thema ist wichtig. Es erzeugt Angst. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir nicht spekulieren, sondern probieren, einzuordnen und Hintergründe zu liefern. Das haben wir gemacht, in dem wir in einer Grafik frühere Epidemiefälle mit dem Coronavirus verglichen haben. Wir publizieren nur Inhalte von vertrauenswürdigen Quellen, von Spezialisten, Virologen und der Weltgesundheitsorganisation. Und natürlich sind auch unsere Korrespondenten vor Ort in China eine wichtige Quelle.
Welche Inhalte werden bewusst nicht publiziert?
Wir publizieren keine Inhalte, die gegen unsere publizistischen Leitlinien verstossen. Wir zeigen zum Beispiel keine Personen, die am Coronavirus gestorben sind. Wir bringen auch keine Inhalte, bei denen die Faktenlage unklar ist oder wo wir die Quelle nicht kennen. Es existieren im Netz unzählige Fakenews zum Coronavirus. Da ist es wichtig, dass wir mit unserer Berichterstattung auch entlarven, was richtig und was falsch ist. Das haben wir kürzlich in einem Video gemacht, das wir auf den Onlinekanälen und in «10vor10» publiziert haben.
Wie funktioniert die Redaktion bei solchen Ereignissen wie dem Coronavirus?
Die Redaktionen funktionieren beim Thema Coronavirus wie bei allen anderen Themen auch. Wir kommen morgens alle im Newsroom zusammen. Onliner, Fernsehleute sowie der Social Media Desk. Dann diskutieren wir über die Entwicklung, die stattgefunden hat und entscheiden, was wir auf welchen Kanälen publizieren. Wichtig bei diesem Thema ist auch die Fachredaktion «Puls», das Gesundheitsmagazin, das viel Know-how hat und gewährleistet, dass wir über gutes Wissen in der Berichterstattung verfügen.
Wird durch die grosse Menge an Beiträgen nicht unnötig Panik geschürt?
Das ist tatsächlich eine Gratwanderung. Wir haben einerseits eine Informationspflicht in diesem wichtigen Thema. Auf der anderen Seite müssen wir das Augenmass wahren. Es gibt auch andere wichtige Themen, über die wir berichten müssen. Letztendlich entscheidet aber nicht die Menge an Beiträgen über die Qualität unserer Berichterstattung, sondern ob es gelingt, ein differenziertes Bild über das Coronavirus zu vermitteln. Das ist unser Anspruch. Diesen Anspruch versuchen wir jeden Tag einzulösen.
SRF 4 News, 20.02.20; 10:00 Uhr