Gleich mit seinem Wahlkampfsong fürs «Team HC Strache» sorgt er für Aufregung:
Tönt wie die Pop-Ikone Falco. Die Falco-Privatstiftung kündigte rechtliche Schritte dagegen an. Strache beschäftigt die Justiz ohnehin schon wegen Verdachts auf Veruntreuung und Betrug. Die Spesenaffäre hatte letztes Jahr zum endgültigen Bruch mit der FPÖ geführt.
Strache wittert Verschwörung
Nun standen sich Strache und sein früherer Zögling Dominik Nepp – inzwischen Spitzenkandidat der FPÖ – mit dem identischen Programm beim Wahlduell im ORF gegenüber:
«Ich, ich ich...Ich habe aufgebaut und ich bin der Grösste, der Beste, der Schönste...», konterte Nepp Straches Attacke. Und schob nach: «Ich empfehle dir mal ein bisschen Bescheidenheit.»
Wenn es dann doch mal um Inhalte geht, geht es stets gegen die Ausländer. Die Wählerschaft, die darauf anspricht? Jene, die ihre Stimme aus voller Überzeugung der rechtsnationalen FPÖ geben? Ulli Gladik kennt sie so gut, wie wenige. Sie hat in ihrem Dok-Film «Inland» drei Personen porträtiert, die sie vor dem Ibiza-Skandal begleitet hatte.
Einblicke in FPÖ-Wählerschaft
Darunter ein Sozialhilfeempfänger, dem Ende Monat das Geld nur noch für Suppenpulver reicht. Dennoch wählt er die FPÖ, die das Sozialhilfegeld kürzen will. Gladik fragt ihn im Film, ob ihm lieber sei, wenn es allen schlecht gehe, den Ausländern und ihm. Der Mann antwortet: «Brutal ausgedrückt, ja.»
Eine wirkliche Erklärung für sein eigenwilliges Wahlverhalten hat der Sozialhilfeempfänger nicht. Aber eine Hoffnung: «Vielleicht ändert sich ja was in der Ausländerpolitik. Es kommen nicht mehr so viele rein oder sie werden abgeschoben. Darum geht's mir.»
Gladik hat mit etwa 100 FPÖ-Wählern Gespräche geführt und eine Parallele entdeckt: «Ein negative Zukunftsperspektive. Sie haben das Gefühl, viel zu tun und trotzdem nicht voranzukommen.»
«Auskotzen» beim Ausländerthema
Das Ausländerthema sei nur ein Ventil für Probleme, die die Politik nicht aufgreife, sagt die Filmemacherin. «Frust am Arbeitsplatz, Existenzängste, das Nicht-Gesehen-Werden; keine Möglichkeit, aufzubegehren – aus Angst, den Job zu verlieren. Man hält den Mund. Aber beim Thema Migration kann man sich auskotzen.»
Trotzdem haben sich inzwischen viele FPÖ-Wähler abgewandt. Die Freiheitlichen kamen bei der letzten Wien-Wahl auf über 30 Prozent. Jetzt, nach der Trennung, teilen sich Strache und die alte Partei laut Umfragen noch etwa 15 Prozent.
Strache will gar keine tagespolitische Arbeit in einem Parlamentsgremium leisten.
Profitieren dürfte besonders die Kanzlerpartei ÖVP – auch sie eine Anti-Ausländer-Partei. Andere gehen nicht mehr wählen. Und was ist mit dem Team HC Strache? Strache habe eine sehr hartnäckige Anhängerschaft, sagt Regisseurin Gladik. Das habe sich im Gefolge der Ibiza-Affäre auch auf Facebook bemerkbar gemacht, wo Straches Anhänger von einer Falle oder einem Ausrutscher im Suff gesprochen hätten.
Hinterbänkler mit Hintergedanken
Selbst wenn Strache die Fünf-Prozent-Hürde schafft: Politologe Peter Filzmaier sagt ihm ein Hinterbänkler-Dasein ohne Koalitionspartner voraus. «Strache will aber auch gar keine tagespolitische Arbeit in einem Parlamentsgremium leisten», sagt Filzmaier.
Für ihn gehe es bloss um eine «Kommunikationsplattform für weitere politische Aktivitäten, ohne die er nicht leben kann.» Insofern sei der Einzug ins Parlament der Bundeshauptstadt Wien eine Schlüsselfrage für Strache. Sie wird sich bei der Wahl am Sonntag klären.