Dass die kleinste Armee der Welt zum Schutze des Papstes irgendwann auch vom Coronavirus eingeholt wird, ist eigentlich nichts Aussergewöhnliches. Der Direktor des Pressesaals des Heiligen Stuhls hat nun vier Fälle bestätigt. Ein Rundschreiben des Kommandanten anlässlich der aktuellen Fälle, welches dem SRF vorliegt, aber wirft Fragen auf.
Darin heisst es: «Auf dem gesamten Kasernenareal gilt ab sofort Maskenpflicht. Die persönlichen Sicherheitsabstände sind überall strikt einzuhalten.»
«Wie es im Quartier aussieht, weiss niemand»
Heisst dass, dass bislang innerhalb des Kirchenstaats die eidgenössischen Beschützer des Heiligen Vaters nicht ähnliche Hygienebestimmungen zu befolgen hatten, wie Rom seit Anfang Monat und ganz Italien seit Donnerstag? Im Schreiben heisst es: «In Rücksprache mit der Vatikanischen Gesundheitsdirektion werden ab sofort folgende Massnahmen ergriffen»:
- Quartier geschlossen
- Maskenpflicht
- Ferien-Stopp
Wurden die restriktiven Massnahmen der Region Latium, die den Vatikan umschliesst und tägliche viele Beschäftigte in den Vatikanstaat schickt, bisher nicht angewendet? Der SRF-Korrespondent im Vatikan, Philipp Zahn, erklärt dazu: «Wie es im Quartier der Garde aussieht, weiss von uns Aussenstehenden niemand.»
Schweizergarde ist sehr nahe am Papst
Die katholische Medienplattform «Vatican News» hatte Anfang Oktober berichtet, dass die Gardisten wegen Corona zur «Vorsicht im Umgang mit dem Papst» aufgefordert seien. Mundschutz und Abstand seien geboten. Allerdings erzählte ein junger Mann, der zu seiner Rekrutenvereidigung (4. Oktober) interviewt wurde, dass Franziskus ihm auch schon die Hand gedrückt habe.
Im Vatikan, wo weniger als 1000 Menschen leben, hatte es bei Kirchenmännern und Mitarbeitern in den vergangenen Monaten mehrfach einige Fälle von Sars-CoV-2-Infektionen gegeben. Die Schweizergarde ist jedoch sehr nah am Oberhaupt der katholischen Kirche dran.
Im Vatikan war, wie in Italien, kürzlich eine Maskenpflicht auch im Freien eingeführt worden. In Italien mit seinen 60 Millionen Einwohnern ist die Sorge wegen einer neuen Covid-19-Welle gestiegen, nachdem mehrere Tage in Folge über 5000 Neuinfektionen gezählt worden waren.