Seit zwei Tagen gehen in Kolumbien Tausende zunehmend aufgebrachte Menschen auf die Strasse und protestieren gegen die geplante Steuerreform.
In mehreren Städten ist es zu Zusammenstössen zwischen Demonstrierenden und der Polizei gekommen, mindestens zwei Menschen sind bei den Protesten gestorben.
Damit die Armen nicht noch ärmer werden
Bei den Demonstrationen in den grössten Städten Kolumbiens steht auf vielen Plakaten: «Wenn ein Volk mitten in einer Pandemie protestiert, liegt das daran, dass die Regierung gefährlicher ist als das Virus.»
Jenny Alejandra Medina (36) sagt: «In allererster Linie protestiere ich gegen die geplante Steuerreform. So werden die Reichen noch reicher und wir Armen noch ärmer. Ich erhebe meine Stimme und kämpfe für mein Volk.»
Proteste wegen Covid-19 verboten
Ein Gericht hat die Proteste eigentlich verboten, sie seien ein inakzeptables Ansteckungsrisiko. Kolumbien erlebt derzeit eine der schwierigsten Phasen seit Beginn der Corona-Krise: Das Land verzeichnete diese Woche einen Rekord von 490 Todesfällen pro Tag im Zusammenhang mit Covid-19.
Doch die Empörung ist grösser als die Angst vor Ansteckung. Mit der kritisierten Steuerreform will die Regierung die Corona-Defizite kompensieren. Die Einkommenssteuer, aber auch die Mehrwertsteuer auf gewisse Produkte sollen massiv erhöhen werden.
Druck auf Regierung dürfte anhalten
Kolumbiens Präsident Ivan Duque sagte gestern in einer Fernsehansprache: «Wir verstehen das verfassungsmässige Recht auf friedliche Meinungsäusserung, aber ich werde die Steuerreform nicht zurückziehen, bin aber offen für den Dialog, um den Vorschlag zu verbessern.»
Kolumbiens führende Gewerkschaften haben angekündigt, dass die Proteste am 1. Mai fortgesetzt werden. Was darauf hindeutet, dass der Druck auf die Regierung noch einige Zeit anhalten wird.