Während die Schweiz mit weniger strengen Massnahmen einen anderen Weg geht, wird das öffentliche Leben in den europäischen Nachbarstaaten mit Shutdowns erneut heruntergefahren.
Deutschland: Seit heute befindet sich das nördliche Nachbarland in einem Teil-Lockdown – und das für mindestens vier Wochen. Bundesweit müssen Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie Gastronomiebetriebe schliessen, nur zum Mitnehmen dürfen sie noch Speisen und Getränke verkaufen. In den meisten Bundesländern dürfen zudem nur noch zwei Haushalte zusammenkommen – teils gilt das sogar für Treffen in den eigenen vier Wänden. Anders als im Frühjahr bleiben Kitas, Schulen sowie Geschäfte geöffnet. Laut Bundeskanzlerin Angela Merkel sollen die Einschränkungen zunächst bis Ende November dauern, nach zwei Wochen wollen Bund und Länder eine Bestandsaufnahme machen und gegebenenfalls nachsteuern.
Österreich: Die Regierung hat ähnlich wie in Deutschland ab Dienstag einen Shutdown beschlossen. Gastronomie sowie Freizeit-, Kultur- und Sporteinrichtungen müssen bis Ende November schliessen. Veranstaltungen werden abgesagt und touristische Nächtigungen untersagt. Anders als beim ersten Shutdown im März bleiben Wirtschaft, persönliche Dienstleistungen und Schulen in Betrieb. Nur die Schüler der Oberstufen und der Universitätsbetrieb werden auf Online-Unterricht umgestellt. Um private Treffen einzuschränken, dürfen sich nur noch Personen aus zwei Haushalten treffen. Zudem werden Ausgangssperren von 20 Uhr bis 6 Uhr verhängt.
Frankreich: Das westliche Nachbarland befindet sich seit Freitag in einem neuen Teil-Lockdown. Bars, Restaurants und viele Geschäfte sind geschlossen. Menschen können zwar auf die Strasse gehen, wenn sie arbeiten, wichtige Einkäufe erledigen, einen Arzt aufsuchen oder frische Luft schnappen wollen – müssen dafür aber eine Bescheinigung ausfüllen. Sport ist eine Stunde pro Tag in einem Umkreis von einem Kilometer vom Wohnort erlaubt. Die Schulen bleiben geöffnet, und die Einwohner sollen möglichst von zu Hause aus arbeiten. Nach Protesten französischer Bürgermeister gegen die neuen Regeln müssen Einkaufszentren und Supermärkte ihre Abteilungen für nicht «lebenswichtige» Produkte schliessen. Die Massnahmen sind bis zum 1. Dezember befristet.
Italien: Regierungschef Giuseppe Conte hat im Kampf gegen die zweite Corona-Welle weitere Verschärfungen wie Einschränkungen der Bewegungsfreiheit und die Schliessung aller Museen angekündigt. Conte sagte am Montag in Rom vor dem Abgeordnetenhaus, geplant seien neue nächtliche Ausgangsbeschränkungen im Land. Solche gelten bereits in den Regionen Lombardei, Latium und Kampanien zwischen 23 und 5 Uhr. Ausserdem soll Italien laut Conte in drei Risikozonen eingeteilt werden. Bis zum 24. November müssen Kinos, Theater, Fitnessstudios, Bäder, Skiresorts und Konzerthallen geschlossen bleiben. Sportveranstaltungen finden wieder ohne Zuschauer statt, Restaurants und Bars müssen um 18 Uhr schliessen.
Spanien: Die Regierung hat erneut den nationalen Notstand beschlossen, um nächtliche Ausgangssperren verhängen zu können. Der Notstand wurde am Donnerstag vom Nationalparlament bis Mai 2021 verlängert. Anders als während der ersten Welle wird keine totale Ausgangssperre verhängt, sondern ein nächtliches Ausgehverbot zwischen 23 Uhr und 6 Uhr morgens. Ein Lockdown, wie er im Frühjahr in Spanien monatelang herrschte, sei im neuen Dekret nicht vorgesehen, erklärte Gesundheitsminister Salvador Illa. Versammlungen von mehr als sechs Personen, die nicht im selben Haushalt leben, sind untersagt.
Grossbritannien: Neben Österreich verkündete auch Grossbritanniens Premierminister Boris Johnson am Samstag einen Teil-Shutdown, der ab Donnerstag gilt. Auch die Engländer sollen ihre Wohnungen nicht mehr ohne triftige Gründe wie Arbeit, Sport, Erholung und Pflege Angehöriger verlassen. Treffen mit anderen Haushalten sind bis auf wenige Ausnahmen verboten. Zudem sollen nur Supermärkte und andere lebensnotwendige Geschäfte sowie Schulen und Universitäten geöffnet bleiben. Der Teil-Lockdown ist vorerst auf November beschränkt.